Die 10 Gebote – Original und Fälschung
Ursprung und Bedeutung des ältesten Verhaltenskodexes der Welt
Es gibt „Die 10 Gebote der Hundeerziehung“, „Die 10 Gebote der Wirtschaft“, „Die 10 Gebote der Neuen Weltordnung“ und unzählige weitere Auflistungen von 10 Geboten. Angesichts solch einer inflationären Verwendung sogenannter „10 Gebote“ stellt sich die Frage: Woher stammt eigentlich das Konzept der 10 Gebote? Wer kann die Urheberschaft für sich beanspruchen?
Die ursprünglichen 10 Gebote, also die Ur-10-Gebote, finden sich in der Bibel. Sie sind einfach, knapp und klar. Auch wenn sie nicht jeder kennt: Wenn er sie liest, wird er sie verstehen – was man nicht von allen Gesetzestexten sagen kann. Charles de Gaulle meinte einmal: „Die 10 Gebote sind deswegen so kurz und logisch, weil sie ohne Mitwirkung von Juristen zustande gekommen sind.“ Und Claus Hipp, Hersteller der Hipp-Babynahrung, sagte einmal, er halte sich bei seinen Geschäftsentscheidungen vor allem an die 10 Gebote der Bibel.
Die Bibel berichtet, dass Gott dem Volk Israel die 10 Gebote in schriftlicher Form gab, nachdem er sie aus der ägyptischen Sklaverei geführt hatte. Außerdem konnte das Volk seine Stimme akustisch hören. Das war am Berg Sinai. Feuer, Rauch, Blitz und Donner begleiteten ihre Verkündigung. So ahnten die Israeliten etwas von der Autorität, die hinter diesem Gesetz steht. Danach erhielt Mose die Gebote auf zwei Steintafeln. Die Bibel sagt: Gott selbst hatte darauf die Gebote eingraviert. Mose sollte die Tafeln in der überaus heiligen Bundeslade aufbewahren. Deren kunstvoll gearbeiteter Deckel mit zwei Engeln aus Gold, die auf das Gesetz herabschauten, wurde „Gnadenthron“ genannt. Über Gottes Moralgesetz – so die Botschaft – steht Gottes Gnade.
Was aber steht im Einzelnen in diesen 10 Geboten, und zwar im Original? Denn inzwischen gibt es ja auch verschiedene kirchliche Varianten. In der Bibel fangen die Gebote so an: „Ich bin der HERR, dein Gott, der ich dich aus Ägyptenland, aus der Knechtschaft, geführt habe.“ Das ist die Einleitung. Der Gesetzgeber stellt sich vor: Er ist „ihr“ Gott, der sie aus der Sklaverei befreit hat. Erst nach dieser Vorstellung und dieser guten Nachricht kommt das erste „Du sollst!“ Man kann es auch mit „Du wirst“ übersetzen. Gott befreit Menschen, damit sie ihm freiwillig folgen.
Dann erst kommt – in aller Knappheit – das 1. Gebot: „Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.“ Damit sollte Israel – und im erweiterten Sinne die ganze Menschheit – vor Götzendienst bewahrt werden. Uns aufgeklärten Menschen stellt sich dabei natürlich die Frage: Ist das für uns noch relevant? Wir leben nicht im Busch. Wir beten doch keine Götzen aus Holz oder Stein an. Wir sind doch nicht abergläubisch. Doch nicht so schnell: Was ist mit dem Fußball am Wochenende oder dem geliebten Auto? Sind uns diese Dinge nicht wichtiger als Gott? Gemeint ist hier alles, was für uns „die Nr. 1“ im Leben ist. Das kann auch das liebe Geld sein oder das eigene übergroße Ego.
Das 2. Gebot ist schon länger: „Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen, weder von dem, was oben im Himmel, noch von dem, was unten auf Erden, noch von dem, was im Wasser unter der Erde ist: Bete sie nicht an und diene ihnen nicht! Denn ich, der HERR, dein Gott, bin ein eifernder Gott, der die Missetat der Väter heimsucht bis ins dritte und vierte Glied an den Kindern derer, die mich hassen, aber Barmherzigkeit erweist an vielen Tausenden, die mich lieben und meine Gebote halten.“ Gott kann mit niemandem und mit nichts verglichen werden. Er ist einzigartig und nicht bildlich darstellbar. Jedes materielle Gottesbild, das wir uns selbst machen, ist falsch. Und das hätte Folgen. Wir neigen dazu, uns in unserem Verhalten unserer Gottesvorstellung anzupassen. Und dann geben wir diese Vorstellung an die nächste Generation weiter. Hier erinnert Gott daran, dass er Liebe und Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Konsequenz in sich vereint. Er will als der Unbegreifliche und Unsichtbare – aber auch als unser Vater angebetet werden. Ja, es geht um Anbetung. Nur Gott, unser Schöpfer, verdient unsere Anbetung...