Alkohol – gut fürs Herz?

Alkohol – gut fürs Herz?
Das Ende eines Mythos

Vor etlichen Jahren erschienen in den Medien Nachrichten über die „Vorteile“ des Alkohols. „Wie wunderbar – Alkohol ist gut fürs Herz! – ich brauche mir keine Gedanken mehr zu machen. Ich tue meiner Gesundheit etwas Gutes!“ So jubelte so manches bisher schlechte Gewissen.

Die wissenschaftlichen Funde, auf denen diese Annahme basierte, werden jedoch inzwischen deutlich in Frage gestellt und wiegen bei Weitem nicht die immensen gesundheitlichen und sonstigen Gefahren des Alkohols auf. Der vorliegende Artikel zeigt anhand einer Fülle von wissenschaftlichen Arbeiten die Fakten und Risiken auf und kann aufgrund der aufgezeigten Zusammenhänge eine wichtige Entscheidungshilfe in der Frage des Alkoholkonsums sein.

Alkoholkonsum und globale Gesundheit

Abhängig von den kulturellen Traditionen variiert der Alkoholkonsum sehr stark in den unterschiedlichen Ländern der Welt. Wie auch Tabak wird Alkohol in Entwicklungsländer exportiert, wo er den dortigen, bereits stark belasteten Gesundheitssystemen eine erhebliche weitere Bürde auflädt. Die Weltgesundheitsbehörde WHO gibt in ihrem offiziellen Bericht über Alkohol und Gesundheit folgende Zahlen bekannt1:

  • 55% aller Erwachsenen weltweit trinken Alkohol.
  • Rund 2,5 Mill. Menschen sterben jedes Jahr an alkoholbedingten Ursachen.
  • 4% aller Todesfälle stehen in Verbindung mit alkoholverursachten Krankheiten wie Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Leberzirrhose und alkoholbedingten Verletzungen.
  • Weltweit stehen 6,2% aller Todesfälle bei Männern und 1,1% aller Todesfälle bei Frauen im Zusammenhang mit Alkohol.

Der Alkoholkonsum ist keine statische Größe. Ältere Zahlen der WHO (2001-2005)2 zeigten einen weltweiten durchschnittlichen Konsum von 6,3 Liter reinen Alkohols pro Person (älter als 14 Jahre). Diese Menge ist in gewissen Regionen wie Amerika und im Westpazifik offenbar unverändert. Eine erhebliche Zunahme kann jedoch in Europa, Afrika und Südostasien beobachtet werden. Die Gesundheitsrisiken steigen noch erheblich, wenn Alkoholexzesse stattfinden, unter Jugendlichen auch als Komasaufen bezeichnet. Definiert wird ein solcher Alkoholexzess als das Trinken von 5 Drinks innerhalb kurzer Zeit bei Männern oder 4 Drinks bei Frauen. Dieses bewusste Antrinken eines Alkoholrausches ist in vielen Teilen der Welt stark im Kommen, besonders unter Jugendlichen, aber auch allen anderen Altersgruppen.3

Wie dramatisch die Auswirkungen des Alkohols auf Jugendliche sind, zeigen folgende weltweite Statistiken in erschreckender Weise: Jährlich sterben 320.000 junge Menschen im Alter zwischen 15 und 29 an alkoholbedingten Ursachen. Das entspricht 9% aller Todesfälle in dieser Altersgruppe.4 Bei regionaler Betrachtung der Zahlen ist Alkohol damit im Westpazifik sowie in Nordund Südamerika der stärkste Erkrankungs- Risikofaktor und in Europa der zweitstärkste.5 In vielen Teilen der Welt gehört Alkohol zu den führenden Todesursachen, die eindeutig vermeidbar wären. 2010 stellte ein unabhängiges wissenschaftliches Komitee in Großbritannien eine Rangliste aller Drogen auf, bei der neun Kriterien zugrunde gelegt wurden, die den potentiellen Schaden an der eigenen Person sowie anderen Menschen analysierten. Anhand dieser Kriterien wurde Alkohol als die gefährlichste Droge weltweit definiert.6 Die US-amerikanische Ärztevereinigung ließ verlauten, dass Alkoholkonsum bei Jugendlichen ein entscheidender Faktor bei rund der Hälfte aller von Teenagern verursachten Autounfälle ist und die führende Todesursache bei Teenagern darstellt.

Alkohol – eine Belastung für Familien

Alkoholkonsum führt zu erheblichen Belastungen innerhalb von Familien. 7 Ein Bericht des Schneider-Instituts offenbart, dass 20% aller Männer und 25% aller Frauen das Trinken von Alkohol als einen Auslöser für Familienkonflikte und eine entscheidende Ursache für Scheidungen angeben. Häusliche Gewalt und Kindesmissbrauch sind häufiger in Familien mit einem Alkoholiker anzutreffen. Für viele Familien führt der Alkohol auch zu einer starken finanziellen Belastung. Kinder aus Alkoholikerfamilien haben häufiger psychische Probleme sowie Anpassungsschwierigkeiten. Das äußert sich dann in Aggressivität, Hyperaktivität und anderen Verhaltensauffälligkeiten. Des Weiteren fehlen sie häufiger im Unterricht und sind öfter krank oder erleiden Verletzungen. Die Wahrscheinlichkeit, als Erwachsener selbst zum Alkoholiker zu werden, liegt bei ihnen ebenfalls höher und stellt nach Aussage dieses Reports besonders für Jungen ein hohes Risiko dar.

Gesellschaftliche Kosten des Alkohols

Der Preis, den die Gesellschaft allgemein für den Alkohol zahlt, ist sehr hoch.8 Mindestens die Hälfte aller Personen, die beispielsweise in den USA für Gewaltverbrechen verurteilt werden, standen zur Tatzeit unter dem Einfluss von Alkohol oder anderen Drogen. Bei mindestens der Hälfte bis zu Zweidrittel der Fälle von Tötungsdelikten und schwerer Körperverletzung standen der Täter oder das Opfer oder auch beide unter Alkoholeinfluss. Die Krankenversicherungskosten sind für Angestellte mit einem Alkoholproblem in den USA annähernd doppelt so hoch wie für andere Angestellte. Ein weiteres gravierendes Problem stellt der

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