Fit statt fett

Fit statt fett
Krankheiten vermeiden durch den Verzicht auf Schweinefleisch. Wissenschaft bestätigt 4000 Jahre alte göttliche Ratschläge.

Die Mutter war verzweifelt. Nicht nur ihre eigene Gesundheit machte ihr zu schaffen. Die ganze Familie war krank: Vater, Mutter und vier Kinder. Sie hatten Krankheiten verschiedenster Art: chronische Bronchitis, Arthrose, Hüftgelenksentzündung, Leberprobleme, Beingeschwüre, Rheuma, hartnäckige Karbunkel (tiefe Eitergeschwüre der Haut) und Fistelbildungen. Ganz zu schweigen von einem quälenden Ekzem mit Juckreiz. Konnte der neue Arzt ihnen helfen? Er schien kompetent. Ausführlich befragte er sie über ihre Krankengeschichte, über ihre Lebensweise und Ernährung und untersuchte sie gründlich.
„Was kann ich tun, Herr Doktor?“, fragte sie schließlich.
„Lassen Sie das Schweinefleisch weg!“
Was war das denn für eine Antwort! War der neue Arzt etwa Muslim? Nein, er war weder Muslim, noch Jude, noch Siebenten- Tags-Adventist. „Ich sage Ihnen einfach das, was ich aus wissenschaftlichen Erkenntnissen und den jahrzehntelangen Erfahrungen meiner eigenen Praxis sagen muss. Die unterschiedlichen Beschwerden all Ihrer Familienmitglieder hängen mit größter Wahrscheinlichkeit mit Ihrem hohen Schweinefleischkonsum zusammen. Stellen Sie Ihre Ernährung um, verzichten Sie auf Schweinefleisch, und Sie werden sehen, dass sich Ihr Zustand bessert.“ Er verwies auf das Hausschwein, das sich seit einer Stunde draußen im Garten an einem Baumstamm scheuerte. „Alle Juck- und Entzündungsstoffe, die das Schwein zum Kratzen zwingen, essen Sie mit dem Schweinefleisch mit. Und diese Histamin-Verbindungen rufen bei Ihnen – neben anderen schädlichen Stoffen – dann die Krankheiten hervor, die ich bei Ihnen behandeln muss.“

Der vorliegende Fall, der sich vor ein paar Jahrzehnten im Schwarzwald abspielte, ist nur einer von vielen, von denen der Arzt Dr. Hans-Heinrich Reckeweg (1905- 1985) berichtet. Immer wieder war er mit ähnlichen Gesundheitszuständen konfrontiert. Tatsächlich könnte sich die beschriebene Szene jeden Tag irgendwo auf der Welt in ähnlicher Weise abspielen. Schweinefleisch ist in gesundheitsbewussten Kreisen schon lange auf der Liste der zu meidenden Lebensmittel. Es wird vermehrt auch in der allgemeinen Presse thematisiert, zumindest im angelsächsischen Raum.

Schweinefleisch: Es gibt wohl kaum ein Lebensmittel, über das die Empfindungen so weit auseinandergehen. Die einen lieben es als das mit Abstand leckerste Fleisch. Nicht umsonst ist es das am häufigsten verzehrte Fleisch in Europa und Asien (das hängt natürlich auch mit der geringeren Haltungsfläche zusammen, die das Schwein gegenüber dem Rind braucht). Seit den 1960er-Jahren hat sich der generelle Fleischkonsum weltweit verdoppelt. Dabei wird in den westlichen Industrieländern aufgrund des höheren Lebensstandards deutlich mehr verzehrt als anderswo. Im Schnitt werden hier jährlich 80 kg Fleisch pro Kopf vertilgt. 38 % dieses weltweit konsumierten Fleisches stammt vom Schwein. Das sind knapp 120 Millionen Tonnen Fleisch, für die jährlich knapp eine Milliarde Schweine geschlachtet werden. Das sind 955 Millionen Tiere. Manche Ärzte vermuten beim Schweinefleischkonsum sogar einen gewissen Suchtfaktor, denn auf dieses Fleisch zu verzichten, fällt vielen viel schwerer als auf andere Lebensmittel. Selbst die Erkenntnis, dass ihr Ernährungsverhalten zu ihrer Krankheit beiträgt, hält viele nicht vom Konsum ab. Das ist ähnlich wie beim Raucher, der die Gefahren des Nikotins durchaus kennt, aber nicht aufhören kann.

Auf der anderen Seite ruft allein der Begriff Schweinefleisch bei vielen Menschen schon fast Ekel hervor. Sie meiden selbst die kleinsten Mengen und untersuchen die Zutatenlisten von Lebensmitteln auf den Gehalt von Gelatine, das überwiegend aus Schweineprodukten hergestellt wird. Was für viele eine Überraschung ist: Selbst Süßigkeiten wie Marshmallows, Jellybeans, Gummibärchen und viele andere Leckereien sowie Gebäck enthalten Anteile vom Schwein. Oft findet man das aber nicht auf dem Etikett erwähnt. Beispielsweise sind geringe Mengen von Schweinefleisch in der Kalbsleberwurst in Deutschland nicht kennzeichnungspflichtig. Und Geflügelwurst enthält laut Stiftung Warentest häufig mehr Schweinefleisch als Geflügel. Auch der Bäcker an der Ecke erzählt stolz, dass seine Brötchen knuspriger sind als die der Konkurrenz, weil er ihnen eine großzügige Portion Schweineschmalz hinzufügt.

Umweltfaktoren

Umweltbewusste beklagen die Tatsache, dass die Tierwirtschaft eine der größten Belastungen für die Umwelt ist. Der von der Heinrich-Böll- Stiftung herausgegebene Fleischatlas zeigt erschreckende Zusammenhänge auf. Riesige Mengen an Ackerfläche müssen für die Ernährung der Tiere herhalten, obwohl sie für die direkte Ernährung von Menschen bis zu 10-mal effektiver genutzt werden könnten. Für die Herstellung eines einzigen Kilogramms Schweinefleisch werden etwa 10.000 Liter Wasser benötigt, während weltweit etwa 1,1 Milliarden Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben. Hinzu kommt die Belastung des Grundwassers nicht nur durch Dünger, Pestizide und Insektizide, sondern auch durch riesige Mengen Tierexkremente, die als Jauche auf die Felder gespritzt werden. Wälder werden im großen Stil abgeholzt, um Weideflächen für Tiere zu schaffen und Ackerflächen für Viehfutter. Ein Drittel der globalen Agrarflächen ist für die Futterproduktion belegt. Angesichts von Millionen hungernder und verhungernder Mensch weltweit ist das ein Skandal, der durchaus unser Gewissen ansprechen sollte. „Wir essen auch auf Kosten der Menschen in der Dritten Welt“, bemerkt Barbara Unmüßig von der Böll-Stiftung.

Gesundheit

Was sind jetzt aber die konkreten gesundheitlichen Gefahren, die gegen den Konsum von Schweinefleisch sprechen? Dr. Reckeweg, der sich intensiv mit den gesundheitlichen Auswirkungen des Schweinefleischs befasst hat, berichtet von einem unfreiwilligen „Großexperiment“ aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs, das auch von anderen Arztkollegen bestätigt wurde...

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