Luthers Entdeckung

Luthers Entdeckung
Von der Liebe Gottes bewegt

Licht im Dunkel der Nacht

Wir sind als Familie auf einer Wanderung in den Tiroler Bergen. Es ist Herbst, die bunte Blätterpracht erfreut die Sinne. Unsere Kleinen springen vergnügt über Berge von Blättern, die der Wind angehäuft hat. Das Rascheln der durcheinander wirbelnden Blätter lässt Kinderherzen höher schlagen. Wir erleben einen Nachmittag inmitten der prachtvollen Natur, wie er schöner nicht verlaufen könnte, abseits von Lärm und Hast des Lebens in der Stadt, es ist einfach Erholung pur. Man möchte hier verweilen, innehalten, den Puls spüren, auftanken, Atem holen.

Viel zu schnell vergeht die Zeit. Die Dämmerung bricht überraschend herein. Wir sind allerdings noch weit vom Ziel entfernt. Schnell beschleunigen wir unsere Schritte. Doch die dunklen Schatten der Bäume werden länger und länger. Viel zu schnell wird es finster. Die Nacht bricht herein. Der Himmel ist bewölkt, dadurch wirkt die Dunkelheit noch bedrückender. Langsam beschleicht mich ein Gefühl der Angst. Meine Augen können kaum mehr den Waldweg vor uns erkennen. Beinahe stolpere ich in einen Baum. Immer öfter bringen uns Wurzeln fast zum Straucheln. Mein Herz klopft schneller. Es wird kalt, der Wind wirkt eisig auf meinen Wangen. Warum bin ich nicht früher umgekehrt? Warum nur? Das Dunkel der Nacht legt sich wie ein schwerer Panzer auf meine Seele. Schließlich sehe ich trotz aller Anstrengung nichts mehr, nur Schwärze ringsum, absolute Schwärze. Ohnmächtig kämpfe ich gegen das Gefühl der Angst in mir. Wohin führe ich meine Familie? Hinein in das Dunkel, in die Kälte, in das Verderben – was soll ich nur tun?

In meiner Hilflosigkeit will ich gerade meinen Schritt anhalten, da spüre ich, wie meine kleine Tochter ganz fest meine Hand drückt und dabei sagt: „Papa, du siehst.“ Was für ein Vertrauen! Sie selbst sieht nichts mehr, aber sie meint, ihr großer Papa wird wohl etwas sehen. Wärme umgibt kurzzeitig mein Herz, obwohl es ständig kälter wird. Ich kann aber den Weg nicht mehr erkennen. Wo sind wir? Wer kann uns hier in der Einsamkeit der Berge, im Dunkel der kalten Nacht noch helfen? Ich habe Berichte von Verirrten gelesen, die man erfroren aufgefunden hat. Da ist sie wieder, diese Angst, diese tiefe Angst in mir. Ein stummer Gebetsschrei steigt auf zum Himmel. Was jetzt? Was soll ich nur tun?

Da – da ist ein winziger Lichtschein zu sehen. Man sieht ein Lichtlein. Tatsächlich! Wir stolpern darauf zu. Der Schein wird größer und entpuppt sich als die matte Türbeleuchtung eines alten Häuschens am Waldrand. Wir kommen auf einen breiteren Weg, sehen in der Ferne weitere Lichter im Tal, wir steuern darauf zu, wir sind gerettet. Ich kann wieder aufatmen. Licht leuchtet auf und weist den Weg.

Licht und Dunkelheit – das erleben wir jeden Tag. Die hellen Strahlen des Sonnenlichts verdrängen die Dunkelheit der Nacht. Doch je dunkler die Nacht, desto mehr Sterne erstrahlen am Firmament. Was vorher unsichtbar, tritt in den Vordergrund. Diese Gesetzmäßigkeiten können wir auch auf einer anderen Ebene beobachten. So erscheinen im Zeitlauf der Geschichte Menschen auf der Bühne der Ereignisse, deren Glanz umso mehr erstrahlt, je dunkler die Gedankenwelt um sie herum geworden ist. Mangel an Erkenntnis legt sich wie ein schwarzer Schleier auf diesen Planeten. Doch Lichtquellen durchdringen das Dunkel, bringen Orientierung, zeigen den Weg.

„Dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Weg.“ (Psalm 119,105)

Schon die Waldenser – die Urchristen, die sich vor Jahrhunderten in die Berge bei der Quelle des Flusses Po in Italien zurückgezogen haben, um der Verfolgung zu entgehen – hatten als Motto ihrer Bewegung: Lux lucet in tenebris – Licht leuchtet in der Finsternis. Je dunkler die Nacht, desto eher wird ein Lichtschein wahrgenommen. Je weniger Erkenntnis im Volk über die Wahrheit, umso deutlicher wird das Wort Gottes als Kraftund Lichtquelle entdeckt.

Das Dunkel des Mittelalters

Wir begeben uns in die Zeit vor 500 Jahren: Die Gedanken der Menschen sind von Unsicherheit und Angst geprägt. Sie fürchten sich vor der Zukunft. Viele katastrophale Ereignisse bestärken ihre schlimmsten Befürchtungen. Schnell kann das Unheil kommen. Plötzlich sind Feinde da, rauben dir deinen Besitz oder bringen dich sogar um dein Leben. Krankheiten wie die Pest raffen Hunderttausende lautlos dahin. Die vorherrschende römisch-katholische Kirche verbreitet zusätzlich Angst und Entsetzen in schaurigen Geschichten über das Jüngste Gericht und die grausamen Höllenstrafen, die dem Sünder in Ewigkeit qualvolle Zeiten bescheren werden. Die Ablassprediger machen sich diese verbreiteten, schrecklichen Vorstellungen im Volk zunutze. Sie schüren die Ängste der Menschen ins Unermessliche, denn dadurch werden die Massen bereit, in die Zukunft zu investieren.

„Sobald das Geld im Kasten klingt, die Seele aus dem Fegefeuer springt.“

So tönt es in deutschen Landen überall. Massenweise kaufen die Menschen diese Ablassbriefe, um sich dadurch von den Sündenstrafen zu befreien. Der Gelderlös wandert zum großen Teil über das Bankhaus Fugger nach Augsburg, um den hohen Kredit abzuzahlen, den die römisch-katholische Kirche dort aufgenommen hat.1 Ein Teil der Ablassgelder gelangt nach Rom, um damit den Petersdom zu bauen, den größten Kolossalbau der Kirchengeschichte, der ungeheure Summen verschlingt.

Es ist ein reger Handel, der sich die Sünden der Menschen zunutze macht und der hier bewusst von der geistlichen Obrigkeit der römisch-katholischen Kirche in Gang gesetzt wird, um sich ungeheure Summen zu sichern. Diese Lüge des Ablasshandels, mit der eine Kirche sich anmaßt, Sündenvergebung zu gewähren, hat schon der Prophet Daniel vor 2.500 Jahren prophetisch angekündigt.

Cookies helfen uns bei der Bereitstellung unserer Inhalte und Dienste. Durch die weitere Nutzung der Webseite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu.
Unsere Datenschutzerklärung