Ist das leere Grab doch nicht leer?
Der Fund von Talpiot: Sensation oder Fernseh-Ente?
Kann es sein, dass man das Grab Jesu und seiner Familie gefunden hat – nein, nicht leer, sondern mit seinen Knochen und mit denen seiner angeblichen Frau Maria Magdalena und ihres gemeinsamen Sohnes Juda sowie anderer Familienmitglieder? Das behauptete kürzlich ein Dokumentarfilm, der auf dem amerikanischen Discovery Channel ausgestrahlt wurde. Der nachfolgende Artikel beleuchtet die Fakten und Hintergründe dieses „sensationellen“ archäologischen Fundes. Tatsächlich wurde im Jahr 1980 ein Grab mit dem Namen „Jesus“ gefunden. Hier die Einzelheiten:
Die Grabstätte, um die es geht, wurde am 28. März 1980 entdeckt. Ein Bautrupp war bei Arbeiten für das Fundament einer Wohnanlage in Talpiot, 5 km südlich von Jerusalem, darauf gestoßen. Gemäß den gesetzlichen Anforderungen informierte das Bauarbeiterteam die israelische Behörde, die für Antiquitäten zuständig ist (IAA), damit sie die Fundstelle in Augenschein nehmen konnte. Das IAA beauftragte ein Bergungs-Team mit der Ausgrabung und Kartografierung der Grabstelle sowie der Sicherung der gefundenen Gegenstände, um sie zu konservieren und weiter zu untersuchen. Das Ausgrabungsteam förderte zehn Behälter aus Kalkstein aus der Grabstelle zutage. Man nennt sie auch Ossuarien. Ein Ossuar ist eine meist aus Stein gefertigte Art Miniatur-Sarg, den Juden für Sekundärbestattungen benutzten. Die jüdische Beerdigungspraxis sah damals (zwischen 30 v. Chr. und 70 n. Chr.) folgendermaßen aus: Zunächst wurde der Leichnam in einer Grabhöhle beigesetzt. In den folgenden Monaten verwesten die Weichteile, so dass nur die Knochen übrig blieben. Ein Jahr später öffneten die Familienangehörigen und/oder Freunde die Grabstelle, nahmen die Gebeine des Verstorbenen heraus und deponierten sie in einem solchen „Knochenkasten“.
Sechs der zehn gefundenen Ossuarien trugen Inschriften – in Hebräisch, Aramäisch oder Griechisch –, aus denen der Name des Verstorbenen ersichtlich war. Es war nicht ungewöhnlich, dass die Hinterbliebenen den Namen des Verstorbenen in den Kasten ätzten oder ritzten, bevor sie die sterblichen Überreste endgültig bestatteten. Drei der Ossuarien waren lediglich mit geometrischen Mustern verziert. Das zehnte Ossuar war ohne jegliche Inschrift oder Verzierung. Die auf den sechs Knochentruhen vorhandenen Inschriften wurden folgendermaßen übersetzt:
(1) „Mariamene e Mara“ (Mariam und Martha)
(2) „Yehuda bar Yeshua“ (Juda, Sohn von Jesus)
(3) „Matia“ (Matthäus)
(4) „Yeshua bar Yehosef“ (Jesus, Sohn von Joseph)
(5) „Yose“ (eine Kurzform von Yehosef oder Joseph)
(6) „Marjah“ (Maria)
Auf den ersten Blick würde man vermuten, dass die Zusammenstellung dieser Namen für große Aufregung sorgen müsste, besonders der Name Jesus, denn alle genannten Namen sind als Personen aus dem Neuen Testament wohl bekannt...