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Luther war bereit, für die Wahrheit des Wortes Gottes alles einzusetzen.
Luthers Treue galt in erster Linie der Heiligen Schrift und damit Gott selbst.
Märtyrer der vorreformatorischen Zeit
Seit drei Stunden ist Lenhart nun zu Fuß unterwegs – im Bistum Passau des Herzogtums Österreich des 13. Jahrhunderts. Die Januarkälte macht ihm nichts aus, die anstrengende Wanderung hat ihn warm gehalten. Inzwischen ist die Dunkelheit hereingebrochen. Jetzt hält er am Flussufer der Ybbs, einem Zufluss der Donau, inne und beginnt, seine Kleider abzulegen. Was hat er vor? Er zieht den Mantel aus, danach die Weste, die er mit besonderer Vorsicht handhabt. An einer Stelle kann er Papier knistern hören – ein verborgenes, in die Weste eingenähtes Manuskript. Lenhart muss den Fluss durchqueren. Er hat keine Wahl: Wenn er sein Ziel erreichen will, muss er diese Tortur auf sich nehmen. Und so steigt er mit innerem Schaudern splitternackt in die bitterkalten Fluten, sein Kleiderbündel über den Kopf haltend. Der Fluss ist hier nur einige Meter breit. Doch als das Wasser seine Lenden erreicht, greift die Kälte mit eisiger Hand nach seinem Herzen. Sein Atem geht stoßweise und schnell. Auf keinen Fall will er ausgleiten, vor allem wegen des verborgenen Manuskripts. Lenhart spürt seine Füße kaum noch. Wie tausend Nadeln sticht es in seinen Beinen. Als er endlich am Ufer anlangt, sind seine Zehen ganz taub. Er reibt seine Unterschenkel und Füße mit Schnee ab, trocknet sich mit einem mitgebrachten Tuch und legt seine Kleider wieder an. Kurze Zeit später...
Man könnte sagen, dass das Mittelalter ungefähr um das Jahr 1500 endete, weil damals eine große Wende eintrat. Der gesamte europäische Kontinent war im Umbruch. Das Weltbild der Menschen veränderte sich so tiefgreifend wie nie zuvor. Diese neue Zeit brach aber nicht erst um 1500 an, sondern etliche Entwicklungen hatten sich bereits zuvor, im späten Mittelalter, angedeutet1 – im politischen, wirtschaftlichen, kirchlichen Wandel sowie in einem grundsätzlich neuen Denken. Was war damals ausschlaggebend gewesen, und was hatte die Voraussetzungen für Neuzeit und Reformation geschaffen? Wandel...
Von der Liebe Gottes bewegt
Vor etlichen Jahren erschienen in den Medien Nachrichten über die „Vorteile“ des Alkohols. „Wie wunderbar – Alkohol ist gut fürs Herz! – ich brauche mir keine Gedanken mehr zu machen. Ich tue meiner Gesundheit etwas Gutes!“ So jubelte so manches bisher schlechte Gewissen. Die wissenschaftlichen Funde, auf denen diese Annahme basierte, werden jedoch inzwischen deutlich in Frage gestellt und wiegen bei Weitem nicht die immensen gesundheitlichen und sonstigen Gefahren des Alkohols auf. Der vorliegende Artikel zeigt anhand einer Fülle von wissenschaftlichen Arbeiten die Fakten und Risiken auf und kann aufgrund der aufgezeigten Zusammenhänge eine wichtige Entscheidungshilfe in der Frage des Alkoholkonsums sein. Alkoholkonsum und globale Gesundheit Abhängig von den kulturellen Traditionen variiert der Alkoholkonsum sehr stark in den unterschiedlichen Ländern der Welt. Wie auch Tabak wird Alkohol in Entwicklungsländer exportiert, wo er den dortigen, bereits stark belasteten Gesundheitssystemen eine erhebliche weitere Bürde auflädt. Die Weltgesundheitsbehörde WHO gibt in ihrem offiziellen Bericht über Alkohol und Gesundheit folgende Zahlen...
Sabbat oder Sonntag?
Als Martin Luther mit seinem Thesenanschlag Ende Oktober 1517 die Reformation in Europa einleitete, war dies zugleich der Beginn einer neuen geschichtlichen Epoche – die sog. Neuzeit begann. Der Umbruch im kirchlichen Sektor wurde begleitet von tiefgreifenden Veränderungen im eher säkularen Gebiet, allen voran in Wissenschaft und Forschung. Die Kritik an der (katholischen) Kirche wurde nicht allein von Protestanten befeuert, sondern auch von aufgeklärt-kritischen Gebildeten, die sich in der Tradition von René Descartes (1596–1650) aufmachten, die Welt von Grund auf zu hinterfragen, zu erforschen und neu zu interpretieren. Es ist das Zeitalter der Weltbild-Revolutionen, des Rüttelns am Althergebrachten und des Auffindens oder Wiederentdeckens von wissenschaftlich geprüfter „Wahrheit“. Ein großer Optimismus begleitete dieses Streben und führte so manchen Aufklärer dazu, die Hoffnung zu hegen, dass der Mensch nicht allein von Natur aus „gut“, sondern auch die Lösung all seiner Probleme sei. Ein Erlöser, wie man ihn aus dem christlichen Glauben kannte, wurde immer unwichtiger. Die Wissenschaft wurde mehr und mehr zu einer Ersatzreligion. Im Zuge der allgemeinen Kritik und Hinterfragung alles Gegebenen geriet auch die traditionelle Religion immer stärker ins Fadenkreuz. Während man etwa ein Jahrhundert nach der Reformation noch eine starke Verbundenheit zum Glaubensgut der beiden Großkirchen (römisch-katholische und evangelische Kirche) pflegte, war dies spätestens mit dem Verlauf des Dreißigjährigen Krieges (1618–1648) vorüber. Eine ganze Generation wuchs in diesen 30 Jahren heran...
Reif für die Einheitskirche?
Die römisch-katholische Kirche hat über lange Zeit die politische Geschichte Europas mitbestimmt. Sie ist auch heute noch (zumindest) ein Kulturfaktor von außergewöhnlicher Bedeutung. In der vom Ökumenismus geprägten Jetztzeit bemüht sie sich, Stimme für alle Christen, ja, alle Religionen zu sein, und tritt in der Auseinandersetzung mit dem modernen Zeitgeist zielstrebig für die traditionellen Werte der jüdisch-christlichen Ethik ein. Das Zentrum der Weltkirche, der Kirchenstaat, geographisch heute ein winziges Gebilde, gilt dem Einfluss nach immer noch als „Weltmacht“. Vordergründig klein, stellt der Vatikanstaat politisch ein bedeutendes „Reich von dieser Welt“ dar. Biblische Norm oder geschichtliches Erbe? Obwohl die katholische Kirche auf eine lange und wechselvolle Geschichte zurückblicken kann, ist sie nicht ganz so alt wie das Christentum. Als Papstkirche aus der Spätantike herausgewachsen, gleicht sie in vielem nicht mehr der alten katholischen Kirche aus dem 2. bis 4. Jahrhundert und noch weniger der urchristlichen Gemeinde aus apostolischer Zeit. Nach dem Urteil eines ihrer bedeutenden vorkonziliaren Theologen ist der römische Katholizismus der Versuch...
Während meiner Gymnasialzeit stand eines Jahres beim traditionellen Weihnachtskonzert für unser Vokalensemble Mozarts wohlklingende Missa brevis in G (KV 49) auf dem Programm. Ich machte mir damals keinerlei Gedanken, ob ich als bekennendes Mitglied einer protestantischen Freikirche den Messetext singen kann. Später, als ich mein Theologiestudium an einem Seminar meiner Freikirche aufnahm, erhielt ich von einer guten Freundin, die einen römisch-katholischen Kirchenchor dirigierte, eine Anfrage, als Solist bei der Weihnachtsmesse zu singen. Dieses Mal machte ich mir mehr Gedanken. Kann ich mit gutem...
Ein Blick in die Zukunft
„Der Protest ist zu Ende!“, so rief es Anthony Joseph („Tony“) Palmer im Februar 2014 der großen Versammlung der Charismatic Evangelical Leadership Conference in Texas zu, die von Kenneth Copeland, einem der bekanntesten Führungspersönlichkeiten der charismatischen Bewegung, ausgerichtet wurde. Tony Palmer, der nur wenige Monate später durch einen Motorradunfall starb, war ein enger Freund von Papst Franziskus und brachte der erstaunten Menge eine persönliche Videobotschaft des Papstes, in der zu brüderlicher, liebevoller Einheit aufgerufen wurde.Dieser Aufruf von katholischer Seite in die protestantisch-evangelikale Richtung ist nicht grundlegend neu. Was bei diesem Ereignis aber als bahnbrechend gilt, ist die Tatsache, dass diese angestrebte Einheit nun ganz offensichtlich und eindringlich auch auf die bisher noch stärker ablehnenden Kreise des charismatisch- pfingstlerischen Protestantismus ausgeweitet wurde. „Wir verkündigen nun dasselbe Evangelium!“, sagte Palmer weiter. Die Reformation Martin Luthers habe ihr Ziel erreicht, und es gebe nun keinen Grund mehr, weiterhin in der Trennung zu beharren. Diese Botschaft wurde mit viel Applaus sowie einem Segensgebet in Richtung des Papstes angenommen – von den Führungspersonen der charismatisch-pfingstlerischen Kirchen...