Der Tod: Ende, Übergang oder Neuanfang

Der Tod: Ende, Übergang oder Neuanfang
Gibt es zuverlässige Informationen?

Am 10. November 2008 fiel der amerikanische Neuro- Chirurg und Dozent Dr. Eben Alexander nach einer Meningitis-Erkrankung in ein Koma. Dabei verlor er jedes Bewusstsein seiner menschlichen Identität. Später beschrieb er seine Erfahrung mit den Worten: Ich hatte „das Gefühl eines angenehmen Sommerhauchs, [es war wie] ein perfekter Sommerwind.” Danach folgte, so der Wissenschaftler, eine Reise durch ein unendliches schwarzes Nichts. Dann sah er etwas, was er als orbitales Licht beschrieb. Angeblich erhielt er bei dieser Gelegenheit folgende Botschaft: Er würde hier nicht bleiben, aber die transzendenten Wesen hätten ihn viel zu lehren. Der vermeintliche Trip ins Jenseits veranlasste den Wissenschaftler, von einer tiefgründigen Liebe zu reden, von einem göttlichen Funken, den jeder von uns besitzt.

Was steckt hinter diesen sogenannten Nah-Tod-Erfahrungen (NTEs)? Ist mit dem Tod doch nicht alles aus? Sind diese Gefühle von Frieden und Glückseligkeit tatsächlich von einer anderen Welt – inszeniert von höheren Wesen, einer jenseitigen Realität? Was haben die vermeintlichen Tunnelreisen und Visionen auf sich: das helle Licht, das Gefühl vollkommener Liebe, die Einladung ins Jenseits, der Appell an die Verantwortung oder der Auftrag, mit einer bestimmten Ethik in das Diesseits zurückzukehren? Oder handelt es sich bei diesen Erlebnissen einfach nur um Halluzinationen und neuro-psychologische Illusionen, um rein biochemische Körperreaktionen ohne irgendeinen Bezug zu einer außerirdischen Realität?

Eine niederländische Studie dokumentiert, dass von über 300 Patienten, die einen Herzstillstand überlebt hatten, 62 von einer Nah- Tod-Erfahrung berichteten. Auffällig war, dass von jenen Patienten, die innerhalb von 30 Tagen nach dem Trauma starben, die meisten eine Nah-Tod-Erfahrung gehabt hatten. Manche von ihnen fühlten sich zur Rückkehr ermahnt, andere beschrieben eine Art „Abholen” ins Jenseits. Dabei sind die Erlebnisse in vielen Fällen offenbar kulturell geprägt: Während Amerikaner bei Nah-Tod- Erfahrungen häufig verstorbene Verwandte sahen, berichteten Inder vorwiegend von einem Kontakt zu religiösen Gestalten. Eine Studie stellte sogar politisch-regionale Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland fest.

Aber was ist der gemeinsame Nenner? Und gibt es eine rationale Erklärung für diese scheinbar übernatürlichen Phänomene?

Tatsächlich haben Wissenschaftler belegt, dass es eine unmittelbare Beziehung zwischen einer erhöhten Kohlendioxid-Konzentration im Blut und den Nah-Tod-Erfahrungen gibt. Das Deutsche Ärzteblatt berichtet beispielsweise von einer Studie, die an erfolgreich reanimierten Patienten nach einem Herzstillstand durchgeführt wurde. Etliche berichteten von Nah-Tod-Erfahrungen. Diese Erlebnisse ließen sich pathophysiologisch erklären, so die Autorin der Studie. Es sei bekannt, dass Kohlendioxid das Säure-Basen-Gleichgewicht im Gehirn in einer Weise verändere, die ungewöhnliche Erfahrungen wie gleißendes Licht, Visionen, außerkörperliche Erfahrungen oder andere mystische Erlebnisse auslösen kann. Drogen und Schwerkraft-Stress können ebenso nahtodähnliche Gefühle und visuelle Erlebnisse verursachen. Eine mystische oder esoterische Erklärung ist deswegen gar nicht notwendig. Dennoch meint der amerikanische Psychologe und Gründer der International Association for Near- Death-Studies (IANDS): „, Ich glaube, es gibt nur das Leben. Wenn der physische Körper ausgedient hat, löst sich die Seele von ihm und lebt weiter. Todesnahe Erlebnisse haben mir ein gutes Bild davon vermittelt, wie diese Trennung von Körper und Geist vor sich gehen wird.‘“ Das wirft natürlich die Frage auf: Gibt es eine solche Trennung von Körper und Seele? Und wenn ja: Worauf stützt sich dieser Glaube? Tatsächlich haben entsprechende Beschreibungen ihren Ursprung vor allem bei dem griechischen Philosophen Platon. In seinem Werk Republik lieferte er bereits im 5. Jahrhundert v. Chr. das philosophische Rohmaterial für Reinkarnation, Seelenwanderung und Nah-Tod-Erfahrungen. Er war einer der frühen Denker, der die ägyptische Vorstellung einer unsterblichen Seele niederschrieb und propagierte. Die Frage nach dem Jenseits scheint jede Kultur zu beschäftigen.

Der chinesische Kaiser Qín Shihuángdì, der im 3. Jahrh. v. Chr. lebte, traf beispielsweise für seine Reise in die unbekannte Zukunft umfangreiche Vorkehrungen. Er ließ sich eine Begleitung aus Terrakotta- Soldaten schaffen. Über 3000 Soldaten sollten den ersten chinesischen Kaiser in seinem Tod beschützen. Am 29. März 1974 stießen Bauern aus dem zentralchinesischen Dorf Xiyang auf diese Armee. Seit 1987 gehört sie zum Weltkulturerbe der UNESCO.

Wie kam er auf diese Idee? Bedürfen die Toten eines solchen Schutzes? Was geschieht, wenn man stirbt? Ist mit dem Tod wirklich alles aus, wie uns die Wissenschaft erklärt? Oder gibt es nicht vielleicht doch irgendeine Art von Bewusstsein? Überspitzt gefragt: Leben die Toten?...

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