Kaffee Ade – Hilfestellungen zur Überwindung der Koffeinsucht

Kaffee Ade – Hilfestellungen zur Überwindung der Koffeinsucht

Als Susanne am frühen Morgen das Büro betrat, schallte ihr gleich eine „schlechte“ Nachricht entgegen: „Die Kaffeemaschine ist kaputt!! Und außerdem ist der Instantkaffee alle.“ Oh, das war schlimm für sie!! Sie trank gern und viel von dem braunen Stimulier-Getränk. Und sie hatte heute noch keinen Kaffee getrunken. Wie sollte sie jetzt den Tag über fit bleiben?

Sie machte sich an ihre Arbeit, aber schon nach kurzer Zeit merkte sie, wie ihre Konzentrationsfähigkeit nachließ. Außerdem fühlte sie sich zunehmend müde und zerschlagen, ja, regelrecht depressiv. Und dann setzten auch noch heftige Kopfschmerzen und Übelkeit ein. Sie verließ das Büro und lief zu einem nahegelegenen Café, wo sie erst einmal ihr Kaffee-Defizit wieder ausglich. Sie fühlte sich schon bald wieder besser.

Wie gut, dass dies mein letzter Arbeitstag vor dem Urlaub war, dachte sie. Mit ihrem Mann fuhr sie für 2 Wochen weg, wo sie in einem Gesundheitshotel weitab der „Zivilisation“ eine schöne Zeit in der Natur verbringen und sich gleichzeitig gesund ernähren wollten.

Das erste Frühstück war wohlschmeckend und gesundheitsfördernd. Viel frisches Obst, Nüsse und Vollkornprodukte. Der Kaffee schmeckte zwar etwas anders, als sie es gewohnt war, aber war trotzdem lecker.

Doch im Laufe des Tages entwickelten sich bei ihr wieder dieselben Symptome, wie sie sie gerade bei ihrem Kaffee-Entzug im Büro erlebt hatte. Außerdem spürte sie Herzrhythmusstörungen und eine Einschränkung ihres Seh- und Hörvermögens. Auch schwindelig war ihr. Was war los? War sie krank? Die migräneartigen Kopfschmerzen wurden so schlimm, dass sie den Arzt aufsuchte, der in dem angeschlossenen Gesundheitszentrum tätig war. Sie schilderte all ihre Symptome und die Unruhe, die sie umtrieb. „Sind Sie Kaffeetrinkerin?“ fragte dieser sie. „Ja, natürlich“, sagte sie, „aber ich hatte – anders als sonst – heute noch sehr wenig, ich habe zum Frühstück meinen letzten Kaffee getrunken.“

„Nein-nein“, sagte der Arzt. „Ich meinte Bohnenkaffee. Zum Frühstück – das war Lupinenkaffee, der wird aus gerösteten Lupinenfrüchten hergestellt. Der schmeckt zwar so ähnlich, aber enthält keinerlei Koffein. Wir servieren bei uns im Haus keine koffeinhaltigen Getränke, die sind alles andere als gesund. Wenn ich Ihnen die Menge Koffein von nur einer Tasse Kaffee intravenös spritzen würde, würden Sie hier tot umfallen. Und schon mit einem Gramm Koffein tritt eine Koffeinvergiftung ein.“

Jetzt war Susanne natürlich sofort klar, woher ihre Kopfschmerzen und ihre depressive, müde Stimmung kamen. Sie brauchte ihren Kaffee. Der Arzt erklärte ihr den Zusammenhang: „Die Kopfschmerzen und anderen Probleme, mit denen sie sich momentan herumplagen müssen, sind Entzugssymptome.“

Das Wort traf Susanne wie ein Schlag! Entzugssymptome?? Sie arbeitete als Beraterin für Drogenabhängige, Alkoholiker und andere Süchtige und organisierte entsprechende Seminare, wie Drogenabhängige ihre Sucht überwinden konnten. Entzugssymptome waren ihr von daher bestens aus Theorie und Praxis bei ihren Klienten bekannt. Sie setzte ihre Kraft dafür ein, dass Süchte überwunden werden können. UND JETZT SOLLTE SIE SELBST ENTZUGSSYMPTOME HABEN? WAR SIE DENN SÜCHTIG? „Ja“, sagte der Arzt. „Es gibt auch eine Koffeinsucht. Und sie ist manchmal genauso schwer zu überwinden wie eine andere Sucht.“

Koffeinsucht? War das nicht übertrieben? Konnte man das denn mit anderen Süchten einfach so auf eine Stufe stellen? Der Arzt erklärte ihr, dass Koffeinabhängigkeit im neuen DSM-V, dem Handbuch der Psychiatrie, als eine psychisch/mentale Störung aufgeführt würde, die gegebenenfalls eine Behandlung erfordert. Dies sei also eine offizielle fachärztliche Kategorisierung und nicht eine extreme Erfindung von ihm persönlich.

Der Arzt erklärte ihr, dass Koffein die weltweit am häufigsten konsumierte Droge sei und dass sie u. a. Auswirkungen auf das Frontalhirn hat – den Sitz unseres Urteilsvermögens, Willens und eigentlich unserer gesamten Persönlichkeit. Koffein als psychotrope Substanz hat also direkt Einfluss auf die Psyche, verändert aber auch langfristig die Hirnchemie, welche wiederum Auswirkungen auf die psychische Befindlichkeit hat und unsere Persönlichkeit verändern kann.

Wichtig sei es, das Gesamtbild der Koffeinwirkung zu sehen. Zwar fühlen sich viele Menschen angeregt und glauben, dass Koffein die Gehirntätigkeit stimuliere. Allerdings zeigten Studien von Iwan Pawlow, dass Schreibmaschinenschreiber zwar unter dem Einfluss von Koffein beispielsweise etwas schneller schreiben konnten, aber 10-mal so viele Tippfehler machten. Die Tippfehler wieder zu korrigieren nahm ein Vielfaches der Zeit in Anspruch, die man durch das beschleunigte Schreiben gewonnen hatte. Der Grund ist, dass bei höheren Mengen Koffein Vergiftungserscheinungen auftreten, die die Gehirnleistung einschränken. Eine solche Koffeinvergiftung kann auch mit einem Kreislaufkollaps enden.

Andere Studien zeigen, dass die Durchblutung des Gehirns durch nur eine Tasse Kaffee um 40% zurückgeht, was einen dramatischen Abfall der Versorgung mit Sauerstoff und Nährstoffen bedeutet. Hält der Kaffeekonsum dann länger an, verändert sich das Gehirn dauerhaft. Wenn man sich erst einmal an den Koffeinkonsum gewöhnt hat, braucht man das Koffein regelmäßig, um überhaupt normal zu funktionieren. Und um denselben Effekt zu erzielen und funktionsfähig zu sein, muss zusätzlich die Koffeindosis über die Zeit ständig gesteigert werden.

Was passiert eigentlich im Körper, wenn man Koffein zu sich nimmt, und wie kommt es dann zu den Entzugserscheinungen? Im Körper ist ein sogenannter Neuromodulator namens Adenosin wirksam. Die Funktion von Adenosin besteht darin, dass es sich an die im Gehirn vorhandenen Adenosin-Rezeptoren andockt und somit dem Körper vermittelt, dass er müde ist. Wenn die Energien des Körpers verbraucht sind, braucht er einfach eine Auszeit. Die Ausschüttung von anregendem Dopamin und Noradrenalin wird daraufhin gehemmt, der Blutdruck und die Herzfrequenz sinken, und der Körper geht in den Entspannungsmodus.

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