Esoterik – die verkannte Gefahr
Eine uralte Lüge im ständig neuen Gewand
Esoterik ist „in“. Man kann keine Zeitung oder Zeitschrift aufschlagen, ohne mit entsprechenden Angeboten überhäuft zu werden. Immer mehr Menschen wenden sich mystischen Praktiken und Ideen zu. 85% aller Westeuropäer haben zu irgendeiner Zeit in ihrem Leben okkulte Kräfte in Anspruch genommen, ohne oft zu wissen, auf was sie sich dort eingelassen haben. Die neue, allgegenwärtige Welle scheint harmlos und nur darauf gerichtet, dem Menschen zu helfen – oder doch nicht? Die dunkle, höchst gefährliche Seite wird häufig verschwiegen oder heruntergespielt.
Rita K., Anfang 30, verheiratet mit einem Kirchenangestellten, bekommt Kontakt zu einem christlichen Hauskreis. Dort stellt sich bald heraus, dass sie Schwierigkeiten hat. Es ist der offensichtlich zwanghaft eingeschränkten jungen Frau nicht möglich, auch nur ein Wort aus der Bibel laut vorzulesen. In der Vergangenheit hat sie ihr Leben „dem Satan“ mit Blut verschrieben, wie es sich im Seelsorgegespräch als Hauptursache ergibt: „Niemand konnte mir bisher helfen.“ Glücklicherweise gab es Hilfe für Rita K., die okkulte Bindung wurde gelöst.
Eine andere Erfahrung: „Eigentlich sah ich schon im Wartezimmer ein Pendel hängen. Ich dachte, bei der Fußzonen-Reflexmassage braucht er das Pendel ja nicht. Während er mir die Kopfzone an der großen Zehe massierte, merkte ich plötzlich, dass er einen eigenartigen Gesichtsausdruck bekam, als wäre er in Trance. Ich fragte ihn: „Was machen Sie da?“ Er antwortete: „Ich konzentriere mich, um Ihnen Lebensenergie einzumassieren.“ Als ich am nächsten Tag wie gewohnt meine stille Zeit machen wollte, hatte ich keine Freude mehr an Bibel und Gebet. Ich merkte dann, auf was ich mich eingelassen hatte.“
„Eine junge Mutter will klären, was nach der Trennung von ihrem Mann für ihre vier Kinder das Beste ist. Sie versucht es mit einer Familienaufstellung, von der sie schon viel Gutes gehört hat. Während der öffentlichen Sitzung beschimpft der Aufsteller die Frau derart, dass sie weinend hinausläuft. Noch am selben Tag schreibt sie einen Abschiedsbrief. Sie will, dass ihre Tat „für die Kinder die Ordnung wiederherstellt“, sagt sie und nimmt sich das Leben.“
Über Vorfälle dieser Art schreibt Ursula Carberta in dem von ihr herausgegebenen Schwarzbuch Esoterik: „Es gibt bisher keine Statistik, die die Angebote überhaupt erfasst, geschweige denn bewertet. Deshalb ist nicht bekannt, wie viele Menschen in Deutschland oder weltweit durch esoterische oder okkulte Angebote lebenslangen Schaden genommen oder sogar den Tod gefunden haben. Es wird höchste Zeit, in diesem Kontext umzudenken“.
Ich möchte zunächst durch Statistiken und Definitionen zeigen, dass die Mainstream-Esoterik einen Paradigmenwechsel von einer christlichen zu einer magischen Gesellschaft hervorbringt. Anschließend sollen anhand einzelner Musterbeispiele die Problempunkte der modernen Esoterik bewusst gemacht werden. Neben der Betrachtung esoterischer Angebote sollen dabei auch die Naturwissenschaft und die christliche Sicht zu Wort kommen.
Esoterik und Okkultismus – die Welle rollt
Der griechische Begriff esōterikós bedeutet „innerlich“ und bezeichnet ursprünglich eine philosophische Lehre, die nur einem begrenzten Personenkreis zugänglich ist, im Gegensatz zu Exoterik als dem öffentlich zugänglichen Wissen. Esoterik kann auch eine Bezeichnung für einen spirituellen, mystischen Erkenntnisweg oder höheres, absolutes Wissen sein. Es gibt ein breites Spektrum verschiedenartiger Lehren und Praktiken, die unter diesen Begriff fallen. Okkultismus (lat. occultus = verborgen, geheim) ist ein Teilbereich der Esoterik und betrifft die Magie.
In Brennpunkt Esoterik schreiben die Autoren Christiansen, Fromm und Zinser über Okkultismus unter Jugendlichen: “
J. Mischo hat 1990/91 in Rheinlandpfalz 1.754 Jugendliche befragt und von diesen 31,1 % Okkultpraktizierende festgestellt. A. Bucher befragte 1994 650 Schweizer Jugendliche und erhielt von 30 % eine positive Antwort. Hansel (1996) hat für die Stadt Frankfurt a. M. herausgefunden, dass sich in ihr 50,4 % weibliche und 37,4 % männliche Jugendliche an okkulten Praktiken beteiligen […].
Weitere Zahlen und Erhebungen bestätigen diesen Trend. Der Göttinger Sektenbeauftragte Ingolf Christiansen vermutet, dass es bundesweit zwischen 3.000 und 7.000 feste Anhänger des Satanskultes gibt (2004). Wie die Allensbacher Studie 2009 und auch die Statistischen Daten der Sekten-Info Essen e. V. von Sabine Riede zeigen, ist Esoterik nicht mehr nur eine Randerscheinung unserer Gesellschaft. Von der metaphysischen Faszination sind auch nicht nur junge Leute betroffen; sie allein wären finanziell nicht in der Lage, für das Aufblühen der zahlreichen Esoterik-Messen in Deutschland zu sorgen. Auf rund 18 Milliarden Euro schätzen die Aktion für Geistige und Psychische Freiheit (AGPF) und der Dachverband der Geistheiler (DGH) den Jahresumsatz der Esoterik-Branche. Zum Vergleich: Im deutschen Bundeshaushalt 2016 sind für das Ressort Gesundheit 14,6 Mrd. Euro eingeplant.
Verbraucherschutz gefordert
Beachtliches Aufsehen erregte 2011 Ursula Carbertas Schwarzbuch Esoterik. Die Sektenexpertin aus Hamburg beleuchtet die gegenwärtige Esoterik-Welle in Deutschland und auch Europa umfassend und betrachtet auch prominente Esoteriker wie Hape Kerkeling, Jürgen Fliege und Uri Geller kritisch. Seit Jahrzehnten fordert sie einen Verbraucherschutz für den Esoterik-Markt.