Ernst Haeckel

Ernst Haeckel
Apostel der Evolution und Betrüger

Wenn ein Mann so umstritten ist, dass er auf der einen Seite als der einfl ussreichste Wissenschaftler seiner Epoche gehandelt wird und gleichzeitig für zahllose Fälle schlimmsten Wissenschaftsbetrugs berüchtigt ist, dann sollte man schon einen näheren Blick auf diese schillernde Gestalt werfen und sich fragen, welchen Hintergrund Spitznamen wie „Ketzer von Jena“, „Affen-Professor“ und „Bulldogge“ oder „Kampfhund“ haben. Dies umso mehr, weil dieser Mann als der heute wichtigste deutsche Biologe gilt und seine Arbeiten bis in die Gegenwart einen nachhaltigen Einfl uss auf die Wissenschaft und die Gesellschaft haben. Wir reden von niemand Geringerem als Ernst Haeckel (1834 – 1919), seines Zeichens Professor für Zoologie und vergleichende Anatomie in Jena.

Seine Interessen beschränkten sich allerdings nicht auf das Gebiet der Biologie, sondern seine Weltanschauung ließ ihn auch in vielen anderen Gebieten aktiv werden. Er galt als Freidenker und Philosoph (hier erhielt er die Ehrendoktorwürde) und betätigte sich im politischen Bereich. Haeckel war überaus intelligent, vielseitig interessiert und hatte ein außerordentliches Talent zum Malen. Gern hätte er eine künstlerische Laufbahn eingeschlagen, sein Vater drängte ihn jedoch zum Medizinstudium. Er quälte sich durchs Studium, merkte nach der Approbation jedoch schnell, dass ihm der Beruf des Arztes verhasst war, weil er kranke Menschen und Gebrechen nicht ertragen konnte. Er legte seine Sprechstunden auf morgens zwischen 5 und 6 Uhr, damit er möglichst von Patienten verschont blieb. Später wechselte er zum Fach Zoologie, wo er als Professor arbeitete und eine steile Karriere hinlegte.

Haeckel war ursprünglich ein an Gott gläubiger Mensch. Während seines Studiums schrieb er an seine Tante Bertha, dass er in gewissen materialistischen Erklärungsversuchen eine Gefahr für seinen Glauben sah und dass die Wissenschaft an ihre Grenzen stoße und auch nicht alles erklären könne. Rückblickend schrieb er im Alter von 64 Jahren an seine damalige, 30 Jahre jüngere Geliebte Frida von Uslar-Gleichen, dass er anfangs Christ war, aber durch die Beschäftigung mit der Evolution zu einem Freidenker und Pantheist wurde. Den ersten empfindlichen Stoß erhielt sein religiöser Glaube, als er auf einer Reise nach Rom mit der dortigen Realität der katholischen Kirche konfrontiert wurde. „Von der religiösen Kunst, den Prozessionen und dem Papsttum fühlte er sich derart abgestoßen“, dass er an seine Verlobte Anna schrieb, er werde bei einem längeren Aufenthalt in Rom sicherlich zum Heiden werden.

Die endgültige extreme Belastungsprobe für seinen Glauben brach jedoch in dem Moment über ihn herein, als seine über alles geliebte „Änni“, die inzwischen seine Frau war und mit der ihn eine enge Seelenverwandtschaft verband, nach nur 18 Monaten Ehe unerwartet starb – direkt an seinem 30. Geburtstag. Er war völlig am Boden zerstört und nicht einmal in der Lage, an der Beerdigung teilzunehmen. Monatelang war er wie von Sinnen. Er sprach nicht mehr und zog sich völlig zurück – hielt keine Vorlesungen mehr. Zornig und verbittert wandte er sich gegen Gott. „Wenn Gott vollkommen wäre, wie hätte er dann eine Welt erfinden können, die vor Leid strotzte?“ Natürlich übersah er, dass die Bibel lehrte, dass Gott nicht das Leid und den Tod geschaffen hatte, sondern eine vollkommene Welt, und dass der Gegenspieler Satan für alles Negative und Böse verantwortlich war. Aber Haeckel erkannte dies nicht. Er kam zu der Überzeugung, dass die Welt von blindem Zufall regiert wird, dem das Schicksal der Menschen gleichgültig ist.

Er hatte bereits einige Jahre zuvor Darwins Buch Vom Ursprung der Arten gelesen, aber jetzt zündete die Vorstellung einer Alternative zum christlichen Glauben erst so richtig bei ihm. Er stürzte sich in die Arbeit und arbeitete vielfach mehr als 18 Stunden am Tag, schlief oft nur 3 bis 4 Stunden. Ernst Weber formuliert, dass dieser tragische Tod seiner geliebten Anna der Moment war, wo die Evolutionstheorie ihren Siegeszug in Deutschland antrat. Bisher hatte er voller Entzücken überall in der wunderbaren Schönheit, Symmetrie und Harmonie der Natur die Spuren Gottes gesehen und seine Freude darüber mit seiner Frau geteilt. Jetzt aber schwor er diesem Glauben ab und stürzte sich voller Zorn und Hass gegen Gott in die verzweifelte Überzeugung, dass im Reich der Lebewesen nichts weiter als die blinde Selektion regiere – das Prinzip, das Darwin gerade entdeckt zu haben meinte. Sozusagen von einem Tag auf den anderen wurde er zu dessen kompromisslosestem Vertreter, zu Darwins deutscher „Bulldogge“. Interessanterweise war auch im Leben von Charles Darwin der Tod seiner geliebten Tochter Anne im Alter von 10 Jahren der Auslöser dafür gewesen, dass er sich vom Glauben abwandte und seine Evolutionstheorie umso radikaler verfolgte.

Die neue Ideologie ergriff vollständig Besitz von Haeckel und wurde zur alles durchdringenden Lebensphilosophie. Das ging so weit, dass er eine wissenschaftliche Pseudoreligion erschaffen wollte, die auf dem Monismus gründete. Der Begriff Monismus (von monos = einzig, allein) wurde geprägt als Gegenposition zum Dualismus, bei dem man von zwei unterschiedlichen Sphären der Wirklichkeit, den Grundprinzipien von Geist und Materie ausgeht. Da Haeckel den Geist und das Übernatürliche verneinte, wollte er dem christlichen Weltbild eine Philosophie entgegensetzen, bei der alle Erscheinungen der Welt ihren Ursprung in nur einer einzigen Substanz haben, nämlich der Materie, und alle Gegensätze miteinander verschmolzen werden. Dabei glaubte er andererseits, dass die Natur selbst beseelt wäre; er glaubte z. B., dass Kristalle Seelen besaßen. Auch sprach er davon, dass die Masse und der Äther einen Willen hätten und Empfi ndungen besäßen, sie „empfi nden Lust bei Verdichtung und Unlust bei Spannung.“ Im Grunde war seine Philosophie nichts anderes als eine Art Pantheismus: Es gibt keinen über allem stehenden, persönlichen Gott, sondern Gott und die Natur sind identisch.

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