Die Sintflut: doch kein Märchen?
Das Rätsel der versteinerten Bäume
Über Jahre haben Geologen und Paläontologen bestimmte Thesen aufgestellt, die oberflächlich betrachtet gesichert erschienen, die sich aber später als falsch oder fehlerhaft herausgestellt haben. Ein Beispiel dafür ist die These, dass sich alle aufrecht stehenden versteinerten Bäume am Standort ihres Wuchses befinden, also an Ort und Stelle gewachsen sind. Weil Beweise von aufrecht stehenden Bäumen im Fossilbericht starken Einfluss auf die Entwicklung der geologischen Zeitskala hatten, müssen sich Kreationisten, die an eine weltweite Flut und eine kurze Chronologie des Lebens auf dieser Erde glauben, sorgfältig mit diesem Phänomen auseinandersetzen.
Während des 18. und der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts machten “Sintflut-Geologen”, die den biblischen Bericht einer weltweiten Flut als wahr betrachteten, die Erfahrung, dass sich viele ihrer Kollegen einem anderen philosophischen Standpunkt zuwandten. Sie meinten, in dem geologischen Bericht Beweise für lange Zeiträume erkennen zu können. Darin wurden sie besonders durch die Funde von aufrecht stehenden Baumstümpfen aus dem Karbon-Zeitalter Europas und Kanadas bestärkt. Es hätten sich zwischen den Flözen keine Kohlenschichten befinden können.
Für Charles Lyell stellten aufrechte versteinerte Bäume einen starken Beweis für lange Zeiträume in der Erdgeschichte dar. Dies stellte er in seinen berühmten „Principles of Geology“ mit Erfolg als wesentlichen Punkt heraus. Diese vorherrschende Sichtweise, die sich während der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entwickelte – nämlich dass sich aufrechte Bäume in Kohleschichten immer am Standort ihres Wuchses befinden – war zum Ende des Jahrhunderts schon einige Jahre im Umlauf, als Henry Fayol, ein französischer Geologe, seine Ergebnisse über die Untersuchungen der Flotation von Pflanzen und Bäumen veröffentlichte. Fayol, der für ein Steinkohle-Unternehmen arbeitete, hatte diese Untersuchungen in Kohle-Setzteichen durchgeführt. Neuere Studien, die sich nur auf den Schachtelhalm (Equisitum) beschränkten, zeigten ähnliche Ergebnisse. Fast das ganze 20. Jahrhundert hindurch beherrschte das auf dem Uniformitätsprinzip basierte Denken die Geologie. Der Vorstellung, dass Kohle oder versteinerte Bäume von ihrem Ursprungsort weg transportiert worden sein können, wurde wenig Beachtung geschenkt.
Ist es möglich festzustellen, ob sich die Bäume, die in einem versteinerten Wald gefunden wurden, am Standort ihres Wuchses befinden oder ob sie dorthin transportiert wurden? Die Antwort auf diese Frage erhält man am besten, wenn man sich zunächst bestimmte Merkmale lebender Wälder anschaut.
1. Ein im Wachstum befindlicher Wald produziert eine Erdschicht – es sei denn, der Untergrund ist zu steil und der Erosion ausgesetzt. Ein Bodenprofil zeigt in der obersten Schicht gewöhnlich groben, dunklen, unzureichend vermoderten Humus, der sich absteigend in farblich hellere Schichten aus feinkörnig vermodertem organischen Material fortsetzt.
2. Wenn Bäume ausgewachsen sind, werden die Blätter, Nadeln, Blüten, Pollen, Zapfen und Samen durch Wind, Wasser und Insekten verstreut. Gewöhnlich ergibt sich ein umgekehrtes Verhältnis zwischen dem zahlenmäßigen Vorkommen von Pflanzenteilen im Erdboden und der Entfernung zu dem Baum, der diese Teile produziert hat.
3. Bäume, die gleichartige klimatische und Umweltbedingungen haben, zeigen gewöhnlich vergleichbare Wachstumsreaktionen. Trockenheit zeigt sich normalerweise in der Produktion von schmalen Wachstumsringen. Reichlich Feuchtigkeit hingegen bewirkt die Bildung von breiten Ringen. Das fällt besonders bei Bäumen auf, die unter ungünstigen Bedingungen wachsen.
4. In einem voll entwickelten Wald, der auf einem ebenen Untergrund wächst, liegen tote Bäume über den Boden verstreut, und zwar in unterschiedlichen Stadien des Verfalls. Am Fuß von toten Baumstümpfen sammeln sich Haufen von Baumrinde. Die Wurzeln stehender, lebender Bäume sind intakt und ungebrochen.
5. In gemäßigten Regionen herrschen in den meisten Wäldern nur wenige Baumgattungen vor. Durch ökologische Randbedingungen wie Temperatur, Jahreszeiten und Niederschlag werden bestimmte Baumarten bevorzugt und das Wachstum anderer unterdrückt.
Die auffälligste Eigenschaft der versteinerten Bäume, die im Yellowstone National Park gefunden werden, ist die aufrechte Position viele Stümpfe. Ohne Zweifel ist dies das stärkste Argument dafür, dass sich diese Bäume an dem Platz befinden, an dem sie ursprünglich gewachsen sind. Man hat dort mindestens 48 übereinander gelagerte Wälder gezählt. Das Wachstum dieser vielen, aufeinander folgenden Wälder würde ein Minimum von 15.000 Jahren erfordern. Diese Schätzung beruht auf einer durchschnittlichen Anzahl von 300 Ringen bei den ältesten Bäumen jeder einzelnen Schicht. Das ist eine konservative Zahl. Sie wurde am versteinerten Wald von Specimen Creek im Yellowstone Park errechnet...