Evolution und der Glaube an Wunder

Evolution und der Glaube an Wunder

In diesem Artikel beschäftigen wir uns mit Al Coster, Vater von fünf Kindern und Lehrer für Naturwissenschaften an der Thornton-Highschool in Australien. Bei seinem Schuldirektor Greg Ryan sowie den Mitgliedern des Schulaufsichtsrates war er in Ungnade gefallen. Sie waren wütend und wollten ihn feuern. Was war passiert? Die spannend erzählte Episode aus seinem Leben regt zum Nachdenken an.

Ein abtrünniger Lehrer

„Al!”, schrie Gloria und ließ beinahe ihre Pfanne fallen. „Da ist jemand in unserer Garage! Komm ganz schnell!“ Al riss die Tür auf und konnte gerade noch sehen, wie eine schattenhafte Gestalt fluchtartig die Einfahrt entlang rannte und in der Dunkelheit verschwand. Er tastete nach dem Lichtschalter. Ein erster Überblick schien keinerlei Hinweise zu geben, dass nicht alles in Ordnung war. Er warf einen näheren Blick auf seinen Toyota. Da fiel sein Auge auf den Tankverschluss. Er stand offen. Der Deckel lag auf dem Boden. Er hob ihn auf und schraubte ihn wieder fest. „Wahrscheinlich hat hier jemand versucht, Benzin zu stehlen“, murmelte er. „Hast du etwa vergessen, die Garage abzuschließen?” Gloria schien etwas verstört.

Den Rest des Abends verbrachte Al mit den Vorbereitungen für den Unterricht am nächsten Tag. Er liebte seine Arbeit an der Thornton-Highschool im Fach Naturwissenschaft. Es machte ihm Spaß, mit welcher Offenheit seine Schüler seinen Unterricht aufnahmen.

Am nächsten Morgen hatte Al Coster ein Problem. Er war zu spät dran, weil der Motor seines Wagens stotterte und einfach nicht vernünftig ansprang. Er griff zum Telefon und ließ sich mit seinem Direktor verbinden. „Was ist los, Al?“ fragte Greg Ryan. „Jemand hat Zucker in meinen Tank geschüttet. Ich muss das erst in Ordnung bringen lassen.” „Ich werde Frank deine Klassen von heute Morgen betreuen lassen“, sagte Greg. „Wenn du ankommst, melde dich in meinem Büro.“

„Al“, sagte der Direktor zwei Stunden später, „du bist in ernsthaften Schwierigkeiten. Ich habe von einigen Seiten Beschwerden erhalten. Deine bissigen Bemerkungen gegen die Evolutionstheorie müssen ein Ende haben – oder du bist demnächst deinen Job los. Ich möchte dich wirklich nicht verlieren. Du bist mein bester Lehrer. Aber im Schulsystem gibt es keinen Platz für Alternativansichten. Es gibt Leute, die total ausrasten wegen deiner Kommentare bezüglich eines ‚intelligenten Ursprungs’. Es würde mich nicht überraschen, wenn das der Grund für die Attacke auf deinen Benzintank war.“

Al musste tief Luft holen. „Greg, verdienen unsere Kinder es nicht, mit allen Optionen Bekanntschaft zu machen? Du weißt genauso wie ich, dass die Evolution nichts anderes als eine Theorie ist, eine Hypothese. Wenn es andere Erklärungsmöglichkeiten gibt, sollten unsere Schüler dann nicht die Chance bekommen, diese ebenso kennenzulernen? Ist es ethisch vertretbar, ausschließlich eine Theorie zu puschen und alle anderen zu unterdrücken?“

Greg runzelte die Stirn. „Du wirst dafür bezahlt, Evolution zu unterrichten.” Er schob einen Stapel Papier zur Seite und ein Briefbeschwerer fiel krachend zu Boden. „Schau“, sagte Al, „ich weiß nicht, wie ich das noch behutsamer ausdrücken soll, Greg. Aber Evolution ist, gelinde gesagt, ein Betrug, eine der ausgeklügeltsten Mogelpackungen dieser Generation.“

„Ach, jetzt mach mal einen Punkt, Mann! Evolution ist Wissenschaft!“ Al stieß hörbar die Luft aus: „Die Beweise sagen etwas anderes.” „Beweise? Welche Beweise?” „Wärst du bereit, dich persönlich damit auseinanderzusetzen?”, fragte Al. „Ja, das werde ich wohl tun müssen. Der Schulaufsichtsrat hat eine Untersuchung gefordert. Du könntest sogar gefeuert werden“, sagte Greg. Al und Greg verabredeten sich für einige private Treffen, in denen Al eine Menge Argumente und Beweise vorlegte. Greg sagte gern zu, Gloria war eine tolle Köchin, und das war schon Grund genug, zu kommen. Und der Strand war nur 5 Minuten von Al‘s Haus entfernt.

Einige Monate später war es dann tatsächlich so weit. Ein Treffen des Schulaufsichtsrats wurde angesetzt. „Wir sind heute Abend hier”, sagte der Direktor Greg Ryan, „weil Al Coster, unser Lehrer für Naturwissenschaften, beschuldigt worden ist, unseren Kindern im Unterricht etwas beizubringen, was auf Wundern basiert – anstelle von Wissenschaft.“ Plötzlich saßen alle Ausschussmitglieder kerzengerade und waren ganz Ohr. So angesehen wie Al auch war, eine solche „Ketzerei“ war absolut nicht tolerierbar in einem Bildungssystem, dass darauf bestand, dass Evolution als einzige Weltanschauung gelehrt würde, unter Ausschluss jeglicher anderslautender widersprechender Theorien.

„Er hat seinen Unterricht auf Wunder basiert”

„Damit wir alle von einem gemeinsamen Nenner ausgehen – hier ist die Definition eines Wunders“, sagte Greg und fing an, an die Tafel zu schreiben.

„Ein Wunder ist ein Ereignis oder eine Handlung, die ganz offensichtlich im Widerspruch zu den bekannten naturwissenschaftlichen Gesetzen steht.“

„Al hat mir gegenüber offen zugegeben, dass er im Klassenzimmer auf Wundern basierende Dinge gelehrt hat.“

An dieser Stelle hob ein Ausschussmitglied seine Hand. „Könnten Sie diese sogenannten Wunder näher präzisieren, Mr. Ryan?“

„Natürlich. Coster hat mir vier Punkte genannt: Erstens, dass ein übernatürlicher Schöpfer existiert – übernatürlich in dem Sinne, dass er außerhalb der bekannten Naturgesetze existiert. Zweitens, dass dieser übernatürliche Gott die Fähigkeit hat, das Universum (also sämtliche Energie und Materie) aus dem Nichts zu erschaffen. Drittens, dass dieser übernatürliche Gott die Fähigkeit hat, ein auf strukturierter Ordnung basierendes Universum zu konzipieren. Und viertens, dass dieser übernatürliche Gott die Fähigkeit hat, Leben zu erschaffen.”

Wütend sprang Roland Brown auf seine Füße. „Habt ihr das gehört?”, wandte er sich an die anderen Ausschussmitglieder. „Wie er selbst zugibt, hat Coster ungereimten Unsinn gelehrt … Wunder! Das reicht aus, um ihn vom Unterricht zu disqualifizieren, er darf unseren Kindern keine Naturwissenschaft mehr beibringen!“

„Einen Moment, Mr. Brown. Darf ich Sie fragen, ob Sie an Wunder glauben?” fragte Greg. „Definitiv nicht. Der Glaube an Wunder ist schlichtweg Aberglaube.“ Greg lächelte.

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