Das erstaunlichste Buch der Welt

Das erstaunlichste Buch der Welt
Über die Zuverlässigkeit und Wirkung der Bibel

Wer von euch ist bereit, eine russische Bibel durch den Zoll zu schmuggeln?“ Es war im November 1979, einige Monate vor den Olympischen Spielen in Moskau. Eine Gruppe deutscher Sportfunktionäre hatte sich am Frankfurter Flughafen getroffen, um nach Moskau zu fliegen. Sie wollten den Fortschritt beim Bau der Sportarenen überprüfen. Die Frage nach der Bereitschaft zum Schmuggeln war von einem Ehepaar gekommen, das zu dieser Gruppe gehörte. Eine Bibel in die Sowjetunion zu schmuggeln war damals nicht ungefährlich, musste man doch jegliche Literatur bei der Einreise angeben. Wurde man beim Schmuggeln erwischt, drohte zumindest die Abschiebung, vielleicht sogar eine Inhaftierung. Doch einige der jüngeren Mitreisenden waren bereit, eine Taschenbibel an sich zu nehmen. Das Ehepaar selbst verstaute die übrigen Bibeln in ihren Mantel- und Jackentaschen.

Bei der Einreise in Moskau kontrollierte eine Beamtin besonders scharf. Dem Reiseleiter der deutschen Gruppe wurde das gesamte Gepäck durchwühlt. Sogar sein Kugelschreiber wurde auseinander genommen. Man suchte nach geschmuggelten Rubeln. Schließlich wurde er zu einer Kabine geführt, wo er sich bis auf die Unterwäsche ausziehen musste. Auch seine Schuhe wurden untersucht. Doch man fand nichts.

Das deutsche Ehepaar stand in der Warteschlange direkt hinter diesem Mann. Als die beiden an die Reihe kamen, warf die Beamtin einen flüchtigen Blick in die Reisepässe, sah ihnen in die Augen und meinte: „Sie können durchgehen.“ Kein Durchsuchen, nichts. Im Hotel stellten die beiden verblüfft fest: Von allen Reisenden, die eine Bibel bei sich getragen hatten, war niemand kontrolliert worden. 15 der 16 russischen Bibeln landeten einige Tage später bei dem Pastor einer protestantischen Kirche, wo sie überglücklich in Empfang genommen wurden. Die 16. Bibel aber erhielt eine junge Russin, die das Ehepaar im Hotel kennengelernt hatte. Sie behandelte das Buch ehrfurchtsvoll – wie einen Schatz.

Ist die Bibel tatsächlich etwas Besonderes? Und wenn ja: Was macht sie so einzigartig? Warum gibt es auch heute noch Millionen von Menschen, die ihr vertrauen? Viele betrachten die Bibel als ein heiliges Buch. Tun sie das zu Recht?

Die Bibel ist das Fundament des Christentums. Ohne die Bibel gäbe es keine christliche Kirche – auch wenn sie nicht immer in gleicher Weise geschätzt wurde, besonders nicht von einigen Kirchenführern. Im Gegenteil: Über lange Zeit brachte die Bibel ihren Besitzer in Lebensgefahr – besonders dann, wenn es sich um eine muttersprachliche Ausgabe handelte. Schon in den ersten Jahrhunderten und bis in die Zeit der Reformation hinein verboten Bischöfe und Päpste ihr Studium. Nicht nur Bibeln wurden öffentlich verbrannt: Auch ihre (meist geheimen) Leser endeten nicht selten auf dem Scheiterhaufen. Lediglich hinter Klostermauern und allenfalls in hebräischer, griechischer oder lateinischer Sprache durfte sie gelesen werden. Das ist wohl auch der Grund dafür, dass die großen Reformatoren in der Regel Mönche waren.

Auf dem Konzil von Konstanz im Jahre 1415 wurde der englische Theologe und Kirchenreformer John Wycliff noch 30 Jahre nach seinem Tod zum Ketzer erklärt. Man beschuldigte den „giftigen Buben“ „einer verdammungswürdigen Ketzerei“, nämlich der Übersetzung der Heiligen Schrift in seine Muttersprache. Im Jahr 1522 erschien Luthers erste Übersetzung des Neuen Testaments in deutscher Sprache und 1534 seine Übersetzung der gesamten Heiligen Schrift. Auf dem Konzil von Trient setzte die Kirche Luthers Schriften auf den Index. Bis in das 20. Jahrhundert blieb die Bibel für Katholiken auf der Liste der verbotenen Bücher. Erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde es Katholiken offiziell erlaubt, die Bibel zu lesen. Am 30. September 1943 verfasste Papst Pius XII. in seinem Rundschreiben „Divino affiante spiritus“ schließlich sogar eine Empfehlung zum Bibellesen. Bis dahin hatten Kirchenführer die Bibel offenbar für so gefährlich gehalten, dass man sie nicht in die Hände des einfachen Volkes fallen lassen wollte.

Heute ist niemand mehr – zumindest in unseren Breiten – in Lebensgefahr, wenn er eine Bibel zur Hand nimmt. Heute befürchtet man nicht mehr, dass Menschen durch ihre Lektüre erkennen könnten, wo ihre Kirchenleitung – wie es bei Martin Luther und anderen Reformatoren der Fall war – vom Wort Gottes abweicht. Heute fürchten viele Verantwortungsträger der Kirchen die Bibel überhaupt nicht mehr. Ihr Kampf gegen die Bibel hat eine andere Form angenommen. Sie verbieten das Buch nicht. Ihr Kampf ist weitaus subtiler. Er findet auf einer anderen Ebene statt. Sie stellen die Bibel nämlich als unglaubwürdig dar. Als Folge glauben nur noch wenige ihrer Gemeindeglieder an die Wahrheit und Zuverlässigkeit dieses Buches. In der Vergangenheit trennte die Bibel Christen von Nicht-Christen, Rechtgläubige von Irrlehrern, Protestanten von Katholiken. Heute trennt die Bibel eher konservative Christen von liberalen Christen.

Aber was ist der Selbstanspruch dieses Buches? Die Bibel bezeichnet sich selbst als „die Schrift”, „das Buch des Herrn“, „das gute Wort Gottes“ und „das Wort Christi“. Die Schrift stellt viele Vergleiche an, um ihre herausragende Funktion zu betonen: Als „Lampe“ oder „Licht“ vertreibt sie nicht nur die dunklen Wolken des Zweifels in unserem Leben, sondern hilft auch, Gefahren zu erkennen und den eigenen Lebensweg klar zu sehen. Als „Brot“ oder „Nahrung“ nährt sie die geistlich Hungrigen und versorgt sie mit „Speise“. Als „Spiegel“ verhilft sie zur Selbsterkenntnis und zur Veränderung des Lebens...

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