Hacksaw Ridge

Hacksaw Ridge
Die wahre Geschichte eines Kriegshelden ohne Waffe

„Warte nur, bis wir auf dem Schlachtfeld sind. Dann wird es mindestens einen Toten geben und der bist du. Ich werde dich eigenhändig wie einen Hund erschießen!“ Was für eine nette Ankündigung eines Mitsoldaten, mit dem man das Quartier teilen muss. Dabei lachte er noch gehässig. Doch das war nicht das Einzige, was sich Desmond Doss von seinen Kameraden anhören musste. Er wurde beleidigt, körperlich angegriffen und auf die unglaublichste Weise gemobbt, selbst von den vorgesetzten Offizieren. Warum mochten ihn die anderen nicht? Das hatte verschiedene Gründe, die mit seinem Status als Kriegsdienstverweigerer aus Gewissensgründen zusammenhingen. Allerdings gefiel ihm persönlich diese Etikettierung gar nicht. „Ich bin kein Verweigerer“, pflegte er zu sagen. „Ich habe mich freiwillig zur Armee gemeldet, weil ich meinem Vaterland, den USA, dienen möchte und dazu beitragen, dass wir unsere Freiheit gegen Feinde von außen verteidigen. Aber ich möchte kein Menschenleben töten, ich möchte Menschenleben retten. Deswegen werde ich keine Waffe anrühren, sondern als Militär-Sanitäter arbeiten und meine verwundeten Kameraden versorgen.“ Er bezeichnete sich selbst deshalb als einen „unter Gewissensgründen Kooperierenden“.

Desmond war in einer Familie aufgewachsen, die zur Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten gehörte. Für ihn war der Glaube an Gott etwas sehr Persönliches, das mit dem täglichen Leben zu tun hatte. Gott war für ihn nicht irgendetwas Abstraktes, sondern sein guter Freund, der ihn liebte und ihn bewahrte. Von klein auf hatte er gelernt, dass Gott den Menschen die 10 Gebote gegeben hatte, um sie zu schützen und nicht, um ihr Leben einzuschränken. Wer möchte gern bestohlen oder angelogen werden? Wer möchte einen lieben Menschen verlieren, weil dieser von jemand umgebracht wird? Oder seinen geliebten Ehepartner an einen Anderen? Die Gebote waren zum Schutz gegeben, damit die Menschen glücklich sein können, davon war Desmond überzeugt. Und schon als kleiner Junge hatte er eine besondere Aversion gegen die Vorstellung entwickelt, dass irgendjemand einen Menschen tötet.

In seinem Elternhaus, einem kleinen Holzhaus in Lynchburg, Virginia, hing an der Wohnzimmerwand eine gerahmte Schriftrolle mit der Darstellung der Zehn Gebote. Oft hatte Desmond als kleiner Junge einen Stuhl vor die Wand geschoben und war hinaufgeklettert, um das Bild näher zu betrachten.

Der Text jedes einzelnen Gebots wurde zusätzlich durch eine Zeichnung illustriert. Den stärksten Eindruck machte auf den Jungen das Bild, das zu dem sechsten Gebot gehörte: „Du sollst nicht töten“. Hier wurde die Geschichte von Kain und Abel dargestellt: Abel lag blutüberströmt am Boden, während Kain blutrünstig über ihm stand, den Dolch noch in der Hand. Immer wieder musste der junge Desmond in einer Mischung aus seltsamer Faszination und Entsetzen auf dieses Bild starren. Wie konnte ein Mensch nur so böse sein, dass er seinen eigenen Bruder ermordete? Desmond selbst gehörte zu einer warmherzigen, liebevollen und glücklichen Familie.

Als sein kleinerer Bruder Harold eines Tages an einer seltenen Form von Grippe erkrankte, die mit sehr hohem Fieber einherging, wachte die übrige Familie die ganze Nacht über an seinem Bett.In seinem Fieberwahn phantasierte Harold und durchlitt solche Qualen, dass seine Mutter neben seinem Bett auf die Knie fiel und für seine Genesung zu beten begann. Kurz nach dem Gebet ging das hohe Fieber zurück, die Schmerzen und Fieber-Halluzinationen ließen nach, und Harold fiel in einen tiefen Schlaf. Der Arzt war am nächsten Morgen erstaunt, wie schnell er sich erholt hatte.

Ein Bruder war für den jungen Desmond jemand, für den man beten sollte. Als er dort auf dem Wohnzimmerstuhl stand und immer wieder das Bild betrachtete, wie Kain seinen Bruder tötete, stand eines für ihn unerschütterlich fest: Solange er lebte, wollte er dem sechsten Gebot sowie allen anderen immer gehorsam sein.

Schon als Kind hatte es ihm große Freude gemacht, andern Menschen zu helfen und alles zu tun, damit andere glücklich sind. Er hatte erfahren, wie zufrieden man selbst ist, wenn man für andere da ist.

Die Kirche der Siebenten-Tags- Adventisten hatte in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen eine Übereinkunft mit der Regierung der Vereinigten Staaten ausgehandelt, wie man gläubige junge Männer, die ihrem Land gern dienen wollten, aber nicht bereit waren, eine Waffe zu tragen und einen Menschen zu töten, als Militärsanitäter ausbilden konnte. Noch im Ersten Weltkrieg hatte man solche Kriegsdienstverweigerer, die aus echten Gewissensgründen den Dienst an der Waffe ablehnten, misshandelt und eingesperrt. Die Männer waren getreten, geschlagen und kopfüber in die Latrinen getaucht worden. Viele Siebenten- Tags-Adventisten waren vor das Kriegsgericht gestellt und zu jahrelanger Zwangsarbeit verurteilt worden.

Jetzt jedoch sollte eine bessere Lösung gefunden werden, indem ein Programm entwickelt wurde, mit dem Kriegsdienstverweigerer in den Sanitätsdienst eingebunden werden konnten. Auch Desmond Doss hatte diese Möglichkeit wahrgenommen und trug ein von der Regierung der USA unterschriebenes Dokument bei sich, das ihm garantierte, dass er keine Waffe zu tragen brauchte.

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