Israel und das Ende der Welt
Glaube, Politik und der jüdische Staat
Die Gründung des modernen Staates Israel und die anhaltende Unterstützung Israels durch die Vereinigten Staaten haben eines gemeinsam: den Glauben vieler Menschen – besonders in der angelsächsischen Welt –, dass Gott den Juden versprochen habe, sie nach Jahrhunderten der Zerstreuung wieder dort zu sammeln, wo er sie einst angesiedelt hatte, nämlich in dem, was wir heute Palästina nennen. Und dass er das Volk Israel bis zum Ende beschützen werde – komme, was da wolle. Worauf genau stützt sich dieser Glaube, und wie gut ist er begründet? Ein zum Christentum konvertierter Jude untersucht die wichtigsten Texte der Bibel zu diesem Thema. Als der Welt nach dem II. Weltkrieg bewusst wurde, dass Hitler und seine Helfer sechs Millionen Juden auf brutalste Weise umgebracht hatten, favorisierte die öffentliche Meinung eine Rückkehr der Juden in ihre alte Heimat. Unterstützt durch einen Beschluss der Vereinten Nationen verkündete die zionistische Bewegung am 14. Mai 1948 die Wiedergeburt des Staates Israel, und zwar auf dem Boden des unter britischem Protektorat stehenden Palästina. Fast 2.000 Jahre lang war das jüdische Volk unter den Heiden umhergeirrt. Jetzt waren sie wieder daheim. Doch tatsächlich sollten ihre Kämpfe erst beginnen.
Ein arabisches Bündnis aus Ägyptern, Irakern, Syrern und Jordaniern überfiel Israel. Ein schwerer Kampf tobte. Am Ende, 1949, waren die Araber geschlagen, und Israel war immer noch da. Im Mai 1967 bereiteten sich Ägypten, Jordanien und Syrien auf einen weiteren Angriff vor. Doch diesmal griffen die Israelis zuerst an, und der Krieg war nach sechs Tagen vorbei. Zu Beginn des jüdischen Jom-Kippur-Festes im Jahr 1973 griffen die Ägypter und Syrer erneut an. Die Schlachten waren heftig und blutig. Erneut siegten die Israelis im Jahr 1974. Und existieren immer noch in Palästina. Seit über 50 Jahren haben Millionen von Christen geschlussfolgert, dass es sich hier um die Erfüllung von Prophetie handelt.
Viele halten die Wiedergeburt des Staates Israel im Jahr 1948 für das wichtigste Ereignis der biblischen Prophetie im 20. Jahrhundert. So schreibt der amerikanische Pastor Randal Ross (Illinois): „Ich bezeichne die Gründung des Staates Israel als ‚die ultimative Zeitbombe der Prophetie‘, denn als Israel ein anerkannter Staat wurde, … fing die prophetische Uhr an zu ticken, und sie wird bis zur Stunde Null und dem Ende der Zeit laufen.“ Bestseller-Autor Hal Lindsey ist der gleichen Meinung. Die meisten Lehrmeinungen über die Endzeit sind fest auf dem 1948er Fundament gegründet.
Man geht davon aus, dass die Geschichte Israels fest mit dem Ende der Welt verbunden ist und erwartet eine in Kürze stattfindende blutige Schlacht von Armageddon, die Wiederkunft Christi und das Ende der Welt. Hier ein paar Beispiele:
Der christliche Film Megiddo: The Omega Code (1999) verbindet die biblischen Prophetien über das Ende mit dem Wiederaufbau eines Tempels in Jerusalem.
Left Behind: The Movie (2001; Die letzten Tage der Erde) verbindet ebenfalls Jerusalem mit dem Ende der Welt. Der Film beginnt mit einem russischen Überraschungsangriff auf Israel.
Die Newsweek-Ausgabe vom 1. September 1999: „Das vorherrschende Thema in der christlichen Prophetie ist die Rückkehr der Juden ins Heilige Land und der Wiederaufbau des Jerusalemer Tempels.” „... Für wahrhaft Gläubige bleibt Jerusalem Ground Zero ihres apokalyptischen Eifers.”
Die Zeitschrift Time kommentiert in ihrer Ausgabe vom 1. Juli 2002: „Israel [ist] das Land, in dem sich die Dinge auf eine bestimmte Weise entwickeln müssen, damit Jesus wiederkommen kann.“
In der Newsweek vom 2. Juni 2003 ist zu lesen: „Viele Evangelikale glauben, dass Jesus erst dann zurückkehren wird, wenn der jüdische Staat, inklusive Jerusalem, völlig wiederhergestellt ist.”
In diesem Artikel möchte ich die Genauigkeit dieser beliebten Lehre unter die Lupe nehmen. Dies soll insbesondere im Licht Jesu Christi und des Neuen Testaments geschehen...