Chinesische Schriftzeichen und die Bibel

Chinesische Schriftzeichen und die Bibel

Die uralten Chinesen glaubten offensichtlich an den Gott der Bibel. In neuerer Zeit bekannt gewordene Analysen der 4.000 Jahre alten chinesischen Schrift lassen faszinierende Rückschlüsse über das religiöse Verständnis der Erfinder der Schriftzeichen zu. Manche Begriffskombinationen erzählen regelrecht eine „Geschichte“. Als ich diese Hintergründe zum ersten Mal entdeckte, stellte dies mein Weltbild auf den Kopf.

Meine modernen, chinesischen Glaubensüberzeugungen werden erschüttert

Ich bin in China geboren und aufgewachsen und erst vor 16 Jahren nach Deutschland übergesiedelt. Damals hatte ich nach meinem ersten, in China abgeschlossenen Studium bereits 9 Jahre in meinem Beruf gearbeitet. Mein Berufsalltag hatte in mir Fragen über das Leben aufkommen lassen. Ich hatte beobachtet, wie die älteren Kollegen über viele Jahre die immer gleiche Arbeitsroutine durchliefen, um dann schließlich in Rente zu gehen. War das der ganze Lebensinhalt? War es das, was ich wollte? Ich konnte darin keinen wirklichen, erfüllenden Sinn erkennen. So entschied ich mich, etwas anderes, etwas Besonderes zu machen, um diese Routine zu durchbrechen. Ich beschloss, nach Deutschland zu gehen, um dort ein weiteres Studium zu absolvieren. Wenn ich schon keinen Sinn im Leben selbst finden konnte, wollte ich wenigstens die Welt sehen. So brachte mich mein Studienwunsch nach Deutschland. Meine Grundeinstellung unterschied sich von der der meisten chinesischen Studenten, deren erstes Ziel der Erfolg und die gesellschaftliche Anerkennung in China ist. Ich hatte großes Interesse, auch mein Gastland und dessen Bewohner kennenzulernen und zu erleben.

Schnell stellte ich fest, dass in Deutschland fast alles anders ist als in China. Die neuen Eindrücke faszinierten mich und erweiterten meinen Horizont und mein Denken. Ich fing an zu fragen, worauf diese Unterschiede zurückzuführen sind, denn wir sind doch alle Menschen und müssten doch gleich „funktionieren“. Immer wieder dachte ich intensiv über die Grundfragen des menschlichen Lebens sowie über die für mich wichtigsten Punkte im Leben nach. Nach langem Grübeln kam ich zu der Erkenntnis, dass die sichtbaren wesentlichen Unterschiede nur die äußerliche Oberfläche betreffen, aber nicht den eigentlichen Kern unseres Menschseins. Wenn ich zu diesem Kern vordringen oder ihn definieren und eingrenzen könnte, dann würde ich, so hoffte ich zumindest, die kulturübergreifende Wahrheit finden über das, was uns Menschen tatsächlich antreibt und bewegt.

Etwa zeitgleich kam ich – nachdem ich bereits 2 Jahre in Deutschland gelebt hatte – zum ersten Mal in meinem Leben mit dem christlichen Glauben in Berührung, und zwar begegnete ich einem bibeltreuen Christen, der in einem technischen Fachgebiet an meiner Universität promovierte. Das passte in meiner Gedankenwelt überhaupt nicht zusammen. Wie war es möglich, dass dieser Mann auf der einen Seite überhaupt von seinem Glauben so überzeugt sein konnte und dann diesen Glauben trotz seines hohen Bildungsstandes und technisch-wissenschaftlichen Wissens immer weiter aufrechterhielt? Dieser vermeintliche Widerspruch beschäftigte mich gedanklich sehr, ich musste dem auf den Grund gehen. So begann ich, mich mit der Bibel und dem christlichen Glauben zu befassen.

Ich war damals überzeugte Atheistin. Seit der Kulturrevolution (1966- 1976) beherrscht der atheistische Gedanke das kommunistische China. Ich war im Jahr 1977 in die Schule gekommen und erinnere mich noch sehr gut daran, was uns vermittelt wurde: Wir sind die neue Generation unter der Führung von Mao, die sich von dem alten Aberglauben getrennt hat. Uns wurde in der Schule nicht nur die Evolutionstheorie, sondern auch der dialektische Materialismus beigebracht, der besagt, dass die Materie das Bewusstsein bestimmt bzw. das einzige Grundprinzip ist, das alles erklärt und auf das alle Dinge unserer Welt zurückgeführt werden können. Ich hatte nie daran gezweifelt. Das alles war für mich unumstößliche Wahrheit.

Es gab zwar noch einige gläubige Menschen in China, aber die meisten gehörten zur Generation meiner Großeltern und hatten oft ein niedriges Bildungsniveau bzw. eine nur kurze Schulbildung genossen. Ich schaute deshalb eher mitleidig auf diese gläubigen Menschen herab. Ich war überzeugt, dass die Wissenschaft heute so weit entwickelt ist, dass sie die Nichtexistenz Gottes unwiderlegbar beweisen kann. Ich war der Meinung, die Menschen in alten Zeiten hatten eben noch nicht die Erkenntnisse, die wir heute haben. Sie glaubten an Götter, um die Existenz der für sie unerklärbaren Dinge zuordnen zu können. Die meisten Chinesen sind – ebenso wie ich – aufgeklärt und haben eine gute Ausbildung genossen.

So etwas wie Gott oder Götter existieren für sie nicht; sie sehen sich als ihre eigenen Herren und sind überzeugt, dass der Erfolg im Leben nur eine Frage ausreichenden Fleißes ist. Nur ungenügend gebildete oder schwache Menschen – so ist heute unter ihnen die gängige Meinung – können überhaupt an so etwas wie einen Gott glauben. Allerdings war ich trotz alledem nicht ganz ablehnend gegenüber dem Gedanken, dass es einen Gott geben könnte – oder sogar muss, da es Dinge gab, die ich mit meinem Wissen nicht erklären konnte. So fragte ich mich manchmal schon, ob ein über allem Herrschender das ganze Universum lenkte und was es mit den Beratern mancher reichen oder mächtigen Leute auf sich hatte, die angeblich über übernatürliche Fähigkeiten verfügten.

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