Sabbat – eine vergessene biblische Wahrheit?

Sabbat – eine vergessene biblische Wahrheit?
Kirchliche Stimmen zu einem heißen Thema

Der Sabbat ist ein biblisches Thema, das seit eh und je die Gemüter bewegt. Allerdings haben sich manche Christen noch nie gründlich mit dem Thema auseinandergesetzt und wissen gar nicht, dass es eine unzweifelhafte historische Tatsache ist, dass von der urchristlichen Gemeinde der Sabbat, der siebente Tag der Woche, gehalten wurde und dass der Sonntag (der erste Tag der Woche) erst Jahrhunderte später Eingang ins Christentum fand. Auch ist vielen nicht bewusst, dass der Sonntag seine Wurzeln im Sonnenkult des Heidentums hat. Daher auch der Name „Sonntag“, bei dem es ursprünglich um die Sonnenanbetung ging. Kaiser Konstantin, der als erster den Sonntag als gesetzlichen Feiertag einführte, nannte ihn den „ehrwürdigen Tag der Sonne“. (Nähere Infos hierzu im Artikel „Die Entstehung der kirchlichen Sonntagsfeier“ in INFO VERO 01)

Welche biblische Legitimation gab und gibt es für diese Veränderung? Wie die verschiedenen Kirchen sich zu diesem Thema stellen, ist zum großen Teil abhängig von dem theologischen Verständnis, welches die Grundlage ihrer Glaubensüberzeugung bildet. Da ist beispielsweise die katholische Kirche, die folgende Theologie vertritt: Die Bibel nimmt nicht eine unabänderliche, oberste Stellung ein. Für sie gilt das Prinzip „sola scriptura“ nicht (was ja auch der Auslöser für die Reformation war). Die katholische Kirche habe das Recht und die Autorität, die Heiligkeit des Sabbats vom siebten auf den ersten Tag der Woche zu verlegen, da die Kirche und die Tradition über der Bibel stünden. In einer katholischen Zeitschrift war zu lesen: „Der Sonntag ist das Malzeichen unserer Autorität … Die Kirche steht über der Bibel, und diese Übertragung der Heiligung des Sabbats ist der Beweis für diese Tatsache.“

Die protestantischen Kirchen jedoch vertreten eine andere Theologie. Für sie war, zumindest theoretisch, die Bibel lange Zeit die höchste Autorität in Fragen der Lehre und des Glaubens. Martin Luther, dessen Reformation gerade groß gefeiert wurde, hatte gesagt: „Die Bibel und allein die Bibel ist die ganze Religion der Protestanten“. Alles, was ein Protestant glaubt und tut, muss also seine Grundlage in der Heiligen Schrift haben.

Aber genau das wurde schon in reformatorischen Zeiten den Protestanten entgegengehalten, wenn es um das Thema Sabbat ging. Der katholische Gelehrte Dr. Johannes Eck klagte Luther an: „Die Schrift lehrt: ‚Gedenke, dass du den Samstag heiligest, sechs Tage sollst du arbeiten und sollst alle Werke tun, aber an dem siebenten Tag ist der Sabbat Gottes, deines Herrn‘ usw.“ Die katholische Kirche jedoch, so Eck, habe die Feier vom Sabbat auf den Sonntag verlegt, „aus ihrer Gewalt, ohne die Schrift“. In der berühmten Debatte 1519 hielt Eck Luther vor: „Wenn du dich von der Kirche abwendest zur Heiligen Schrift als alleiniger Basis, dann musst du, zusammen mit den Juden, den Sabbat halten, der seit Anbeginn der Welt gehalten wurde.“ Hier hatte Eck einen wunden Punkt berührt. War es Luthers ausgeprägter Antisemitismus, der ihn davon abhielt, in diesem Punkt konsequent zu sein? Wollte er nicht mit den Juden in einen Topf geworfen werden?

Auch Luthers zeitweiliger Mitarbeiter Karlstadt hatte den Sabbat des siebenten Tages als biblische Wahrheit erkannt und plädierte für seine Heiligung: „Wenn Knechte sechs Tage gearbeitet haben, dann sollten sie den siebenten Tag frei haben. Gott sagt ohne Unterschied: ‚Gedenke daran, den siebenten Tag zu halten‘ … Bezüglich des Sonntags ist bekannt, dass er von Menschen eingeführt wurde … Es ist allerdings klar, dass man den siebenten Tag feiern sollte.“ Luthers Antwort darauf lautete: „In der Tat, wenn Karlstadt weiter über das Thema Sabbat schreiben würde, dann müsste der Sonntag den Platz räumen, und der Sabbat, also der Samstag, müsste heiliggehalten werden.“

Luther jedoch traute sich an das Thema der Rückführung des Feiertages auf die biblische Grundlage nicht heran. Ihm war klar, dass der Sabbat biblisch war und Bedeutung hatte, denn er schrieb: „Gott segnete den Sabbat und heiligte ihn sich selbst. Es muss darüber hinaus angemerkt werden, dass Gott dies bei keinem anderen seiner erschaffenen Dinge tat. Gott heiligte sich nicht den Himmel oder die Erde oder irgendein anderes Geschöpf. Jedoch heiligte Gott sich den siebenten Tag. Dies war von Gott speziell so vorgesehen, damit wir verstehen, dass der ‚siebente Tag‘ in besonderer Weise der göttlichen Anbetung gewidmet werden soll … Der Sabbat ist also von Anbeginn der Welt für die Anbetung Gottes herausgehoben worden … Alle diese Dinge werden durch den Begriff ‚geheiligt‘ zum Ausdruck gebracht oder impliziert. Obwohl der Mensch durch die Sünde die Kenntnis über Gott verlor, war es Gottes Wille, dass dieses Gebot bezüglich der Heiligung des Sabbats bestehen bleiben sollte. Sein Wille war, dass am siebenten Tag sowohl das Wort gepredigt werden sollte als auch die anderen Teile des Gottesdienstes abgehalten werden sollten, die er selbst eingesetzt hatte.“

Luther war die Bedeutung des Sabbats also klar, aber er zog sich auf die Argumentation zurück, dass es nicht darauf ankomme, an welchem Wochentag man diese „Heiligung“ begehe. Er argumentierte, alle Tage seien gleich, obwohl dies direkt der biblischen Aussage widersprach.

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