Babylonische Flut-Legenden

Babylonische Flut-Legenden

Vielleicht haben Sie schon einmal etwas von der „Enuma elisch“ gehört, der babylonischen Schöpfungsgeschichte, die von dem britischen Archäologen Austen Henry Layard gefunden wurde. Er entdeckte sie während der Ausgrabungen auf dem Hügel Kujundschik. Auf diesem Hügel, der auf der anderen Seite des Tigris gegenüber der irakischen Stadt Mossul liegt, finden sich die Ruinen von Ninive, der Hauptstadt des antiken Assyriens. Ninive ist Bibellesern als der Ort bekannt, wo der Prophet Jona seinen missionarischen Auftrag erfüllte. Die Archäologen entdeckten ungefähr 25.000 Bruchstücke von Tontafeln, von denen viele in den Ruinen des Palastes von Assurbanipal gefunden wurden. Dieser war in der Zeit von 669 bis 633 v. Chr. der Herrscher von Assyrien. Assurbanipal war ein passionierter Sammler von Gegenständen, welche in der Zeit der Antike Teil der traditionellen Überlieferung waren. Dazu gehörte auch eine umfangreiche Sammlung von sumerischer Literatur.

Im Jahre 1872 erhielt George Smith, ein wissenschaftlicher Mitarbeiter des Britischen Museums, den Auftrag, den Text dieser Tontafeln abzuschreiben, damit er auch anderen Wissenschaftlern aus dem Ausland zur Verfügung stünde. Während seiner Kopierarbeit übersetzte Smith von einem der Fragmente beispielsweise folgende Zeilen:

„Der Berg von Nimusch brachte das Schiff zum Halten. Ich schickte eine Taube los, und sie machte sich auf den Weg. Die Taube flog hin und her, aber sie fand keinen Ort, wo sie sich niederlassen konnte, deshalb kehrte sie wieder zurück.“

Es wird berichtet, dass Smith nach der Übersetzung dieses Abschnitts „aufsprang und in einer stark erregten Verfassung durch den Raum rannte und dann anfing, sich unter den verblüfften Augen der im Raum anwesenden Personen zu entkleiden.“

Als Smith dann wieder seine Fassung wiedererlangte, fing er an, nach anderen Fragmenten zu suchen, die weitere Teile dieser Geschichte enthielten. Als er dann mit der Übersetzung der übrigen Bruchstücke zum Abschluss kam, lagen ihm Fragmente von drei Abschriften des sogenannten Gilgamesch-Epos vor. Die Londoner Zeitschrift Daily Telegraph übernahm für Smith die Kosten, damit er später ein zweites Mal nach Ninive zurückkehren konnte, um nach den noch fehlenden Bruchstücken der Tontafeln zu suchen. Es kam einem Wunder gleich, dass Smith dann im Jahre 1873 ein Bruchstück in die Hand fiel, das genau das enthielt, was ihn interessierte. Hier wird zitiert, was genau er fand: „Den überwiegenden Teil von 17 Zeilen Beschriftung, die zu dem ersten Abschnitt des chaldäischen Berichtes über die Sintflut gehörten. Und dieser Ausschnitt war genau das fehlende Stück in dem einzigen Abschnitt, wo es bis dahin eine schwerwiegende Lücke in der Geschichte gegeben hatte.“

In dieser Flutgeschichte wird berichtet, dass ein Mann namens Utnapischtim den Auftrag erhält, sein Haus abzureißen und aus dem Material ein Schiff zu bauen, damit er sein Leben retten kann. Ihm wird gesagt, dass er dafür sorgen soll, dass von allen lebenden Geschöpfen Nachkommen in das Schiff hineingehen. Das Schiff hatte die Form eines Würfels, wobei jede Seite 120 Ellen lang war. Außerdem bestand das Schiff aus sechs Decks und höhenmäßig aus sieben Geschossen. Utnapischtim sorgte mit der Verwendung von tausenden von Gallonen an Pech und Asphalt (einem bituminösen Bindemittel) dafür, dass die Schiffswand wasserundurchlässig ist. [Eine Gallone entspricht knapp 4 Litern.]

Nachdem er seine Familie und seinen Besitz an Bord genommen sowie „die Nachkommen aller lebenden Wesen“ ins Schiff geladen hatte, schloss er die Tür. Die Götter veranlassten dann das Herabfallen eines „vernichtenden Regens“. Schwarze Wolken tauchten auf und Donner war zu hören. Das gesamte Licht wandelte sich in Finsternis, und das Land „zerbrach wie ein Gefäß“. Die ungestüme Gewalt war so heftig, so schrecklich und furchterregend, dass sogar die Götter zu Tode erschrocken waren und sich nach oben in den Himmel zu Anu, dem Himmelsgott, begaben.

Nach sieben Tagen und Nächten voller Sturm kam das Schiff auf dem Berg Nimusch zum Liegen. Utnapischtim schickte eine Taube los, die aber wieder zurückkehrte, weil sie keinen Ort fand, auf dem sie landen konnte. Als nächstes sandte er dann eine Schwalbe los, die auch zurückkehrte.

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